Barack Obamas deutsches Comeback

Barack Obama und Angela Merkel in Berlin.
Barack Obama und Angela Merkel in Berlin.REUTERS
  • Drucken

Die deutsche Kanzlerin sei "eine der liebsten Partnerinnen" gewesen, sagt Obama vor Tausenden Anhängern in Berlin - und bewirbt seine bedrohte Gesundheitsreform.

"Guten Tag, good to see all of you", begrüßte Barack Obama Tausende Anhänger bei seinem Auftritt beim Kirchentag in Berlin. Wie ein Shootingstar wird er von der jubelnden Menge empfangen. Erstmals seit der Amtsübergabe an seinen Nachfolger Donald Trump trat der ehemalige US-Präsident am Donnerstag in Deutschland vor die Öffentlichkeit - just zu dem Zeitpunkt als sein Nachfolger Donald Trump, der öffentlich angekündigt hatte, Obamas Erbe zu zerstören, ein paar hundert Kilometer entfernt seinen ersten Staatsbesuch in Brüssel absolviert.

"Es ist für mich eine große Ehre, an diesem wunderbaren Ereignis teilzunehmen", sagte er zum Auftakt einer Diskussionsrunde mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor. "Was mich besonders begeistert, ist, so viele junge Leute hier zu sehen." Er liebe Berlin, so Obama weiter und lobte Merkel. Sie sei ihm während seiner Präsidentschaft "eine der liebsten Partnerinnen" gewesen. Merkel habe "hervorragende Arbeit geleistet, nicht nur hier in Deutschland, sondern in der ganzen Welt".

Bei ihrer Rede verteidigte Merkel ihren restriktiveren Kurs in der Asylpolitik und wies auf das "Dilemma" der Kluft zwischen christlichem Mitgefühl und Realpolitik hin. Angesichts vieler Flüchtlinge ohne Bleiberecht in Deutschland gelte es, schnell Asylentscheidungen zu treffen und solche Migranten gar nicht erst in Gemeinden und zu ehrenamtlichen Helfern zu schicken.

Merkel verteidigt Flüchtlingspolitik

"Ich weiß, dass ich mich damit nicht beliebt mache", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag bei einer öffentlichen Debatte auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin. Merkel betonte: "Wir versuchen, sachgerechte Lösungen finden." Die deutsche Asylpolitik müsse sich auf diejenigen Menschen in der Welt konzentrieren, die dringend Hilfe brauchten, und davon gebe es immer noch genug.

Obama pflichtete seiner politischen Gefährtin bei: Als Staats- oder Regierungschef gelte es, "Barmherzigkeit" gegenüber Flüchtlingen zu zeigen, aber es gebe auch eine Verpflichtung gegenüber der eigenen Bevölkerung. "Das ist nicht immer einfach", sagte er.

Zugleich machte Obama auch Werbung in eigener Sache: Er warb dafür, die von ihm eingeleitete Reform des US-amerikanischen Gesundheitswesens fortzusetzen. Die medizinische Versorgung von mehr Menschen in den USA sei angesichts der politischen Entwicklungen derzeit "insgesamt bedroht". "Wir haben einen neuen Standard gesetzt", betonte Obama. Er habe sich "als Staffelläufer gesehen, jetzt habe ich den Stab übergeben an den nächsten Läufer".

"Erreicht nie alles, was man anstrebt"

Als US-Präsident müsse man "anerkennen, dass man nie alles erreicht, was man anstrebt". So sei sein Ziel gewesen, den US-Amerikanern mit "Obamacare" zu 100 Prozent eine medizinische Versorgung zu verschaffen. Immerhin hätten 20 Millionen Menschen zusätzlich profitiert. Darauf sei er "sehr stolz".

Obama hatte Anfang Mai in einer Rede indirekt an Trump appelliert, die nach ihm benannte Gesundheitsversorgung nicht zu demontieren. Erst am Mittwoch hatte der Versuch Trumps, die Reform zu ersetzen, einen Rückschlag erlitten. Die parlamentarische Prüfbehörde CBO erklärte, der zur Debatte stehende und inzwischen vom Repräsentantenhaus angenommene Vorschlag würde bis zum Jahr 2026 rund 23 Millionen US-Amerikaner die Krankenversicherung kosten.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.