Unsportlichkeiten und Fehlschläge

Frankreichs Tennis fehlen Siegertypen, die Titelsehnsüchte bleiben.

Paris. Yannick Noah wird in Frankreich verehrt, dieser Tage fällt sein Name in Paris aber besonders häufig. Der 57-Jährige ist der bislang letzte Franzose, der 1983 die Einzelkonkurrenz der French Open gewinnen konnte. Noah hat damals eine 38-jährige Durststrecke beendet, die aktuelle dauert bereits 34 Jahre an. Auf Damenseite hat zuletzt mit Mary Pierce 2000 eine Lokalmatadorin die Trophäe gestemmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gastgeber auch 2017 leer ausgeht, ist hoch.

Es fehlen die Aushängeschilder, die potenziellen Sieganwärter. Jahr für Jahr fallen die gleichen Namen, die Hoffnung geben sollen, doch den großen Coup landete bislang niemand. Jo-Wilfried Tsonga ist als Weltranglistenelfter der am höchsten gereihte Franzose, hat in der Vorwoche in Lyon erstmals in seiner Karriere ein Sandplatzturnier gewonnen und damit bei den Fans im Stade Roland Garros Sehnsüchte geweckt. Allerdings, schon in der ersten Runde von Paris folgte das böse Erwachen. Tsonga unterlag dem Argentinier Renzo Olivo (ATP 91) in dessen erstem French-Open-Hauptbewerbsspiel in vier Sätzen. Ob Frankreichs Nummer zwei, Gaël Monfils, die Elite fordern kann, darf bezweifelt werden.

Statt mit Siegen zu überzeugen, fallen die Tennis-Asse der Grande Nation eher mit Eklats und Unsportlichkeiten auf. Der 21-jährige Qualifikant Maxime Hamou geriet in die Schlagzeilen, weil er nach seiner Erstrundenniederlage am Montag eine ihn interviewende Journalistin vor laufender Kamera mehrmals küsste und zu sich zog – für die Reporterin eine sichtlich unangenehme Situation.

In sozialen Netzwerken gingen die Wogen hoch, der Fall wurde vielerseits als Sexismusattacke bezeichnet. Frankreichs Tennisverband reagierte auf dieses Fehlverhalten Hamous und entzog dem Weltranglisten-287. die Akkreditierung. Damit darf der Pariser die Anlage im weiteren Turnierverlauf nicht mehr betreten.

Wenig glanzvoll verlief auch der Auftritt von Laurent Lokoli, 22. Er verweigerte seinem Gegner Martin Kližan nach der Fünfsatzniederlage den Handschlag, weil der Slowake angeblich eine Verletzung vorgetäuscht haben soll. (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2017)

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