Konjunkturaufschwung stützt Anleihenkurse

Das Vertrauen der Anleger in Firmen wächst. Besonders gefragt: US-Neuemissionen.

Wien. Das Umfeld auf den globalen Bondmärkten ist knifflig, vor allem für Staatsanleihen. Noch verharren die Zinsen auf einem Tiefstand. Steigen sie dann aber, allen voran in den USA, verlieren bestehende Anleihen an Wert. Sie sind dann schlechter verzinst als Anleihen, die nach den Zinsanstiegen emittiert werden.

Umso mehr könnte sich ein Blick auf Unternehmensanleihen lohnen. Sie bieten grundsätzlich etwas mehr Zinsen. Obendrein stützt der aktuelle Konjunkturaufschwung die Kurse dieser Wertpapiere: „Anleger trauen dann den Unternehmen umso mehr zu, dass sie ihre Schulden zurückzahlen. Die Anleihen werden deshalb verstärkt nachgefragt“, erklärt Andreas Dörrenhaus, Anleihe-Fondsmanager bei BlackRock. In diesem Rentensegment spielen also nicht nur die Zinsentwicklungen eine Rolle, sondern auch die Bonität der Konzerne.

Dabei habe gerade Europa Potenzial, die Wachstumserwartungen zu übertreffen, meint Dörrenhaus. Gefallen findet er derzeit etwa an europäischen Bankanleihen: „Die Finanzinstitute haben noch Restrukturierungen vor sich, die Profitabilität dürfte sich verbessern.“ Insgesamt seien die Renditen in Europa aber etwa bei fünf Jahren Laufzeit mit rund einem Prozent mäßig attraktiv, betont der Experte und rät zu einem globalen Portfolio.

Gute Chancen sieht Jeremy Cunningham, Investmentspezialist für Fixed Income bei der Capital Group, bei US-amerikanischen Unternehmensanleihen. Dort hätten die Konzerngewinne sich wieder erholt, nachdem sie in den ersten drei Monaten 2016 gesunken waren. „Auch der US-Konsum legt wieder zu, ein wichtiger Treiber des Wirtschaftswachstums.“ Obendrein seien die Renditen bei US-Unternehmensanleihen ein wenig höher als jene in Europa, selbst wenn man den Dollar zum Euro absichere, betont der Bond-Spezialist.

Sorge wegen Steuerreform

Eine Absicherung kostet zwar Geld, kann sich aber angesichts der Schwankungen lohnen. In der Tabelle werden daher Fonds aufgelistet, bei denen Fremdwährungen abgesichert werden.

Derzeit werde der US-amerikanische Markt jedenfalls verstärkt von internationalen Investoren aufgesucht, meint Cunningham, und zwar gerade was Neuemissionen betrifft. Das ist angesichts des höheren Zinsniveaus auch verständlich. „Historisch betrachtet werden bis zu zwölf Prozent der Neuemission von internationalen Anlegern gekauft. Derzeit liegt der Prozentsatz bei rund 30 Prozent“, präzisiert der Experte. Obendrein könnte bald der Nachschub sinken, denn ein Teil der geplanten US-Steuerreformen dürfte das Ende der Absetzbarkeit von Zinsen für Konzerne umfassen. Dann wird es für Unternehmen weniger interessant, Schuldverschreibungen zu begeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2017)

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