Santander kauft spanische Krisenbank für einen Euro

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Logo Banco Popular(c) REUTERS (Sergio Perez)
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Die Santander-Gruppe baut mit der Übernahme ihre Position auf der iberischen Halbinsel aus. Die neuen EU-Regeln zur Bankenabwicklung greifen erstmals.

An den Finanzmärkten hatte Spaniens Banco Popular schon das Vertrauen verloren. Berichte über Milliardenverluste aus Immobiliengeschäften sorgten dafür, dass die Aktienkurse des sechsgrößten Bankhauses des Landes in den Keller rasselten. Als dann noch viele Kunden ihre Konten leer räumten, wurde es knapp. Die europäische Bankenabwicklungsbehörde (SRB) musste rasch handeln, nachdem die Europäische Zentralbank das Institut mit seinen 1800 Filialen und 12.000 Mitarbeitern als nicht überlebensfähig eingestuft hatte.

Am Mittwoch dann gab die SRB, die erstmals bei einer in Schieflage geratenen europäischen Bank intervenierte, dem Retter grünes Licht: Spaniens Großbank Santander übernahm um einen symbolischen Euro die Pleitebank. Während die Papiere der Santander-Bank um bis zu zwei Prozent nachgaben, blieben die Banco-Popular-Aktien vom Handel ausgesetzt.

Steuerzahler bleiben verschont

Steuerzahler werden nicht zur Kasse gebeten, versicherten die spanischen und europäischen Bankaufseher. Es gebe auch keine Staatsgarantien. Aber die mehr als 300.000 Aktionäre der Banco Popular bluten („bail in“): Ihre Aktien sind nichts mehr wert. Inhaber nachrangiger Anleihen verlieren zwei Mrd. Euro.

Gesichert sind indes die Konten und Depots der 4,6 Millionen Banco-Popular-Kunden – sie gingen unmittelbar in den Bestand der Santander-Bank über. Zuletzt verwaltete die Banco fast 100 Mrd. Euro an Einlagen.

Die Santander-Gruppe, nach Börsewert das zweitgrößte Geldhaus Europas, wird mit dieser Notoperation zum Marktführer Spaniens. Eigenen Angaben zufolge hat sie bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen einen Marktanteil von 25 Prozent. Im Nachbarland Portugal, wo die Banco Popular ebenfalls präsent war, wächst Santander zur größten Privatbank.

Kapitalerhöhung notwendig

Allerdings schultert Santander auch einen großen Klotz: Die Banco Popular ist in den Strudel der spanischen Immobilienkrise geraten und hat 37 Mrd. Euro an faulen Hypotheken angehäuft. Rund die Hälfte dieser Altlasten will Santander-Chefin Ana Patricia Botín schnell abstoßen – das heißt verkaufen. Zudem erhöht sie die Vorsorgen für Problemkredite um 7,9 Mrd. Euro. Das kann die Santander nicht aus eigener Kraft stemmen – sie peilt dazu eine Kapitalerhöhung an. Botin stellte noch am Mittwoch in Abrede, dass sie zur Übernahme gedrängt worden sei. „Niemand hat irgendwelchen Druck auf uns ausgeübt. Der Deal ist gut für Spanien und gut für Europa.“

Die Experten von Goldman Sachs sehen die Übernahme positiv: "Gelegenheiten wie diese, wo ein idiosynkratisches Risiko den ganzen Index drückt, sollten als Kaufgelegenheit gesehen werden“, sagte Francesco Garzarelli, Co-Chef der weltweiten Makro- und Marktanalyse. Die Natixis-Analysten Robert Sage und Alex Koagne meinten, der Deal zeige, dass auch die Probleme im Bankensektor schwächerer Regionen angegangen würden. Sie erwarten auch signifikante Synergien.

Die im letzten Moment abgewendete Pleite der Banco Popular zeigt jedenfalls, dass Spaniens Finanz- und Immobilienkrise noch nicht restlos überwunden ist. Spaniens Banken mussten 2012 mit einem Notkredit von 41 Mrd. vom Euro-Rettungsfonds gestützt werden. Die Banco Popular beantragte damals keine Hilfe, obwohl die faulen Kredite, wie man inzwischen weiß, schon die Bilanz belasteten. Möglicherweise muss die Justiz nun Managementfehler oder Bilanztricks untersuchen.

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