Veganer "Käse" ohne Namen

Pflanzliche Käseersatzprodukte, dürfen nicht mehr Käse heißen.
Pflanzliche Käseersatzprodukte, dürfen nicht mehr Käse heißen. (c) imago/Reporters (Danny Gys)
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Pflanzliche Produkte, die als Käse-, Butter- oder Milchersatz im Handel erhältlich sind, dürfen so nicht mehr bezeichnet werden. Das EuGH-Urteil trifft eine ganze Branche, deren Wachstum ungebrochen ist.

Vegane Produkte dürfen nicht unter Namen wie "Pflanzenkäse" oder "Tofubutter" verkauft werden. Die höchsten Richter der EU(EuGH) verwiesen nach dem Urteilsspruch auf Regelungen im europäischen Recht, wonach die Bezeichnung „Milch“ –Produkten vorbehalten ist, welche aus Milch von Tieren gewonnen wird, weiters sei durch so eine Bezeichnung die Verwechslungsgefahr der Verbraucher nicht ausgeschlossen.

Dem Richterspruch vorangegangen war eine Klage gegen das deutsche Unternehmen Tofutown, welches Produkte unter den Namen „Veggie-Cheese“ oder „Cream“ vertreibt. Rahm, Sahne, Butter, Käse oder Joghurt, welche auf pflanzlicher Basis hergestellt werden,  benötigen nun einen neuen Namen.

„Entmündigung der Konsumenten“

Das Urteil bezieht sich vorerst nur auf Milch-Ersatzprodukte, betroffen könnten aber schon bald auch Erzeuger von Fleischersatzprodukten sein, „Sojawurst“ oder „Glutenschnitzel“ finden sich schon länger in den Kühlregalen.

Für die Produkte der österreichischen Firma Joya hat das Urteil jedenfalls keine Auswirkung, denn diese haben seit jeher einen speziellen Namen. Ein „Soja-Joghurt“ nennt sich dort beispielsweise:  „Mit Joghurtkulturen fermentierte Sojazubereitung“. „Für mich ist das Urteil eine Entmündigung der Konsumenten“, meint der Joya-Geschäftsführer, Wolfgang Goldenitsch im Gespräch mit der "Presse". Er sagt, durch eine komplizierte Namensgebung würden die Abnehmer der Produkte mehr verwirrt als informiert. „Bei der Milch kann man ja streiten, aber Joghurt ist ein Produkt, welches einen Herstellungsprozess durchläuft, die Basis muss aus meiner Sicht nicht unbedingt Kuhmilch sein“, so der Joya- Marketingleiter Roman Steiner. Interessant sei auch, dass Kokosmilch oder Sonnenmilch trotzdem weiterhin „Milch“ heißen dürfen, ohne dass sie aus dem Leib eines Tieres entspringen.

Eine europaweite Regelung ist für die Firmenvertreter aber sehr wichtig. „Der Trend zu pflanzlichen Produkten ist ungebrochen und wird sich durch dieses Urteil auch nicht bremsen lassen“, zeigt sich Goldenitsch zuversichtlich.

"Essen sehr stark an Emotionen gebunden"

Warum pflanzliche Ersatzprodukte überhaupt eine ähnliche Bezeichnung bekommen erklärt Ulrike Seidler, die in Wien ein veganes Mittagsrestaurant (Uli´s Veganeria) betreibt: „Essen ist sehr stark an Emotionen gebunden. Geschmackserfahrungen, die wir vielleicht schon in unserer Kindheit gemacht haben, prägen uns und sind sehr wichtig. Besonders Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Ernährung umstellen müssen, können auch mit Hilfe von Ersatzprodukten kleine Glücksmomente erleben.“ Eine spezielle Namensgebung sei für sie dabei aber nicht vordergründig.  Wenn Frau Seidler Gusto auf Käse hat benötigt sie kein „Ersatzprodukt“. „Mit Hefeflocken und weißem Pfeffer komme ich da schon sehr nah dran“, verrät die einfallsreiche Köchin. Einen Namen dafür hat sie aber noch nicht.

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