Der "Sepp" auf Straches Spuren: Pröll geht in die Disco

OEVP-CHEF PROELL IM U4
OEVP-CHEF PROELL IM U4APA/HERBERT NEUBAUER (Herbert Neubauer)
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ÖVP-Chef Josef Pröll geht in die Disco und trifft dort mit seiner Parteijugend zusammen. Im "U4" gibt er Einblicke in sein Privatleben. Auch Innenministerin Fekter lässt sich den Disco-Besuch nicht nehmen.

Den falschen U-Bahn-Ausgang erwischt, eilt Norbert die Schönbrunner Straße entlang. Sein Ziel ist der legendäre Club U4 an der Meidlinger Hauptstraße. Norbert ist gekommen, um den Vizekanzler Josef Pröll und JVP-Obmann Sebastian Kurz sehen.

Die Junge Volkspartei hat Dienstagabend zum „Kurzgespräch“ zwischen Pröll und Kurz eingeladen. Der JVP-Obmann bahnt sich seinen Weg durch die Menge. „Ich möchte den Vizekanzler kritische, aber auch persönliche Fragen stellen und erwarte kurze und prägnante Antworten“, sagt er. Deswegen heiße es Kurzgespräch, mit seinem Namen habe das nichts zu tun.

Prölls erstes Mal

Gegen 21 Uhr betritt Pröll „zum ersten Mal die heiligen Hallen“, wie er später sagen wird. Auf der Bühne geben sich die Duzfreunde Kurz und Pröll lässig und locker. Kurz erwarte offene Antworten vom „Sepp“, „wir sind ja unter uns“, sagt er, während die Kameras auf sie gerichtet sind. Er stellt sowohl persönliche Fragen („Kommt dein Sohn ins U4?“) als auch politische („Hacklerregelung bereitet der JVP Kopfzerbrechen“).

Für Lacher sorgten Prölls Antworten wie „Dann esse ich ab 15 Uhr nichts mehr“ auf die Frage, mit wem er lieber zu Abend essen würde, mit „Krone“-Herausgeber Hans Dichand oder Grünen-Aufdecker Peter Pilz. 15 Minuten dauert das Kurzgespräch. Kabarett statt Diskussion.

Lob für Prölls "Offenheit"

Norbert ist zufrieden. Alle Fragen wären angemessen. „Aber die Pensionsregelung war für mich nicht so interessant. Ich bin ja Deutscher“. Der Wirtschaftsrecht-Student mache sich durchaus Gedanken über Politik. Deswegen sei er auch in die JVP eingetreten, weil er sich dort „politisch zu Hause“ fühle.

Pröll hat sich indes zu einem Tisch mit vier Damen gesellt. Wo sie herkommen, will er wissen. „Aus Ilmitz im Burgenland“. Dagmar Egermann, hochrote Wangen, freut sich über Prölls „Offenheit“. Ein wenig abseits steht Klaus Swoboda, JVP-Obmann in Perchtoldsdorf: „Kurz' Fragen waren nicht so kritisch. Er hätte mehr nachhaken können“. Aber wirklich kritische Fragen seien in diesem Rahmen erst gar nicht möglich, so der 23-jährige, „es war ja mehr Promotion“.

Auch Maria Fekter war da

Auch ÖVP-Innenministerin Maria Fekter hat sich unter das Partyvolk gemischt, „um Sebastian Kurz zu unterstützen“, wie sie sagt. Bis nach 22 Uhr tummelt sich die ÖVP-Prominenz in der Menge. Der 16-jährige Felix Horvat aus Penzinger JVP lobt den Zugang der Partei zu den Jugendlichen: „Wir sind die Zukunft und müssen gehört werden“, sagt er, während sich ein Jünger entsetzt über die Theke beugt: „Bist deppert? 3,10 Euro für einen weißen Gspritz'n?!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2009)

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