EZB-Präsident Draghi: "Alle Zeichen deuten auf Erholung hin"

European Central Bank President Draghi speaks during a news conference in Tallinn
European Central Bank President Draghi speaks during a news conference in TallinnREUTERS
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Draghis Äußerungen zum Konjunkturaufschwung in der Eurozone sorgen für Bewegung auf den Märkten. Der Euro legt zu.

Der Konjunkturaufschwung im Währungsraum gewinnt aus Sicht von EZB-Präsident Mario Draghi immer mehr an Kraft. "Alle Zeichen deuten nun auf eine Festigung und Verbreiterung der Erholung in der Eurozone hin", sagte Draghi am Dienstag auf einer Notenbank-Konferenz im portugiesischen Sintra. Auch bei der Inflation sieht er eine positive Entwicklung. Denn die den Preisauftrieb wieder anschiebenden Kräfte hätten inzwischen die deflationären Faktoren ersetzt.

Draghis Äußerungen sorgten für Bewegung an den Märkten. Der Euro baute seine Gewinne aus und legte zeitweise auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 1,1240 Dollar zu. Der Bund-Future fiel hingegen auf 164,87 Punkte von zuvor 165,32 Punkten. "Es war ein anderer Zungenschlag von Draghi", sagte Daniel Lenz, Analyst bei der DZ Bank. Der EZB-Präsident habe mehr die positive Entwicklung der Konjunktur in den Vordergrund gestellt als bisher und das Vorübergehende bei den Inflationsrisiken betont.

Trotz Zuversicht stehen Zeichen weiter auf Lockerung

Es gebe zwar immer noch Faktoren, die auf der Preisentwicklung lasteten, sagte Draghi. "Gegenwärtig sind das vor allem temporäre Faktoren, durch die eine Zentralbank typischerweise hindurchschauen kann." Die EZB strebt knapp zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Davon ist sie mit einer Teuerung von 1,4 Prozent im Mai aber noch ein gutes Stück entfernt.

Trotz aller Zuversicht hält Draghi daher ein erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Lockerung immer noch für erforderlich, damit die Inflationsdynamik dauerhaft und selbsttragend wird. Daher sei Beständigkeit in der Geldpolitik wichtig, sagte der Italiener. Aber auch Umsicht sei nötig. "Wenn die Konjunktur anzieht, werden wir graduell vorgehen müssen, wenn wir unsere geldpolitischen Parameter anpassen." So will die EZB sicherstellen, dass ihr Kurs bei fortbestehenden Unsicherheiten die Erholung weiter unterstützt. Die Währungshüter hatten jüngst lediglich einen Mini-Schritt in Richtung Kurswende gewagt, indem sie die bisher stets erwähnte Option auf noch tiefere Zinsen aus ihrem Ausblick strichen. Experten erwarten, dass die EZB in den kommenden Monaten diese Politik der vorsichtigen Trippel-Schritte fortsetzt.

Die Geldschleusen in der Eurozone stehen nach wie vor weit offen: Der Leitzins liegt auf einem historischen Tief von null Prozent. Zudem pumpen die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren monatlich rund 60 Milliarden Euro in das Bankensystem.

(APA/Reuters)

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