Kardinal Pell will sich in Australien gegen die Vorwürfe verteidigen. Die australische Polizei wirft dem Papst-Berater mehrere sexuelle Vergehen gegen Kinder vor.
Der vatikanische "Finanzminister", der australische Kardinal George Pell, will angesichts von Missbrauchsvorwürfen in seiner Heimat Australien sein Amt vorübergehend niederlegen. Er werde mit der Unterstützung des Papstes nach Australien zurückkehren, um sich gegen die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs zu verteidigen, berichtete der Papst-Sprecher Greg Burke bei einer Presseerklärung am Donnerstag. Pell ist der bisher höchstrangige Vatikan-Beamte, dem Kindesmissbrauch vorgeworfen wird.
Der Vatikan respektiere zwar die australische Justiz, hob jedoch hervor, dass Pell seine Unschuld wiederholt beteuert habe. Er habe Misshandlungen gegen Minderjährige als "unerträglich" bezeichnet und mit den australischen Justizbehörden bei der Klärung der Vorwürfe zusammengearbeitet. Er selber habe sich an der Gründung einer päpstlichen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beteiligt, hieß es in der Vatikan-Erklärung.
Gegen Pell,der 2014 von Franziskus zum Finanzchef des Vatikans ernannt worden war, ist am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren wegen Kindesmissbrauchs eingeleitet worden. Dem katholischen Geistlichen würden mehrere sexuelle Vergehen gegen Kinder zur Last gelegt, teilte die Polizei im australischen Bundesstaat Victoria mit. Die australischen Ermittler hatten Pell bereits im Oktober in Rom zu Missbrauchsvorwürfen befragt.
Pell soll sich vor Kindern ausgezogen haben
Am Donnerstag wies der Papst-Berater die Anschuldigungen einmal mehr entschieden zurück. Er lehne die Vorwürfe in allen Aspekten ab, sagte Pell vor Journalisten. Sie seien "völlig falsch". Vor einer australischen Missbrauchskommission hatte er allerdings persönliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Priester in den 1970er Jahren eingeräumt.
Australischen Medienberichten zufolge wird Pell selbst von zwei Männern bezichtigt, sie Ende der 1970er Jahre missbraucht zu haben. Zudem soll er sich in den 80er Jahren nackt vor drei Jungen gezeigt haben. Kürzlich erschien ein Buch der Enthüllungsjournalistin Louise Milligan über Pell, das neue Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen den australischen Kardinal enthielt.
(APA/AFP)