Schwein muss man haben

(c) AP (Matthias Rietschel)
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Die Rampensau ist immer weiblich, auch wenn es sich meist um einen Mann handelt.

Wenn ÖVP-Politiker zu Vergleichen greifen, bei denen das Schwein eine Rolle spielt, ist meistens der Hund drin. Ob nun Herwig van Staa den ehemaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer als „Schwein“ bezeichnet hat oder nicht – das Borstentier lässt sich aus seiner Vita nicht mehr tilgen. Auch um die Mutter aller Schwein-Sager, die „richtige Sau“, die Wolfgang Schüssel zur Charakterisierung eines deutschen Bankchefs herangezogen haben soll, werden sich wohl immer Legenden ranken. Gut dokumentiert und gar nicht dementiert wird hingegen der jüngste animalische Streich von Klaus Schneeberger, Klubobmann der niederösterreichischen ÖVP. Er hat Erwin Pröll unlängst als „Wahlkampfeber“ bezeichnet und sich erleichtert gezeigt, dass Niederösterreichs Landeshauptmann männlich ist: „Gott sei Dank ist er keine Frau, sonst müsste ich sagen – Sau.“

Hätte er gleich „Rampensau“ gesagt, wäre ihm der unbeholfene Nachsatz erspart geblieben – die Rampensau ist ja immer weiblich, auch wenn es sich (wie meistens) um einen Mann handelt. Statt des holprigen Ebers hätte sich aber auch „Saubär“ angeboten, wie man männliche Schweine umgangssprachlich nennt. Im Land der Jäger sagt doch niemand „Eber“!

Schwein hin oder her – im Wahlkampf für das Bundespräsidentenamt wird Erwin Pröll nun jedenfalls nicht die Sau rauslassen. Wer, wenn überhaupt, gegen Heinz Fischer antreten wird, ist noch nicht entschieden. Wetten, dass es eine Frau sein wird? Für den Job des Zählkandidaten bieten sich Frauen ja geradezu an. Die Glückliche darf sich dann auch artig dafür bedanken, überhaupt für ein bedeutendes Amt ins Rennen geschickt zu werden. So viel Schwein muss man ja erst einmal haben.


friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2009)

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