Clariant-Großaktionäre wollen Huntsman-Fusion vereiteln

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Clariant will sich mit Huntsman zusammentun und einen der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne bilden. Der Investmentfonds Corvex hat andere Pläne.

Großaktionäre laufen Sturm gegen die geplante milliardenschwere Fusion der Schweizer Chemiefirma Clariant mit dem US-Rivalen Huntsman. Der Hedgefonds Corvex forderte die Clariant-Spitze am Dienstag auf, einen für die Eigner lukrativeren Deal einzufädeln. Auch bei anderen Anlegern muss Clariant noch Überzeugungsarbeit leisten, um die Fusion zum weltweit zweitgrößten Spezialchemiekonzern nach Evonik in trockene Tücher zu bringen.

"Wir glauben, dass die Aktionäre diese wertvernichtende Fusion ablehnen sollten", erklärte das Investmentvehikel White Tale, das eine Beteiligung von 7,2 Prozent an Clariant aufgebaut hat. "Eine ganze Reihe von alternativen Transaktionen würde viel mehr Wert für die Aktionäre schaffen." Auch aus strategischer Sicht sei der Deal nicht überzeugend. Hinter White Tale stehen der aktivistische Investor Corvex von Keith Meister, der frühere für den bekannten US-Aktivisten Carl Icahn arbeitete, sowie der Baumaterial-Hersteller Standard Industries. In Europa sorgte das in Privatbesitz stehen US-Unternehmen vor allem mit einem Rechtsstreit um die Übernahme des Dachpfannen-Herstellers Braas Monier für Schlagzeilen.

Mit 28.200 Mitarbeitern erwirtschaften Clariant und Huntsman zusammen einen Umsatz von gut 13 Milliarden Dollar und kommen auf einen Börsenwert von 13,2 Milliarden Franken. Der Zusammenschluss sollte bis Ende des Jahres vollzogen werden. Zuvor müssen die Anteilseigner auf einer Aktionärstreffen aber noch grünes Licht für den Zusammenschluss geben. Wann dieses stattfindet, steht noch nicht fest.

"Clariant ist attraktive Braut"

Rückhalt hat die Fusion bei den Familienaktionären der beiden Chemieunternehmen. Dazu gehören bei Clariant die Familien der 2011 übernommenen Süd Chemie, die ein Paket von rund 14 Prozent kontrollieren. Bei Huntsman hält die Gründerfamilie mehr als sieben Prozent.

Bei den übrigen Clariant-Investoren hat die im Mai angekündigte Transaktion dagegen keine Euphorie ausgelöst. Bei einem ehemaligen Top-Ten Aktionär hieß es, er habe seine Anteile nach der Ankündigung der Huntsman-Transaktion verkauft. "Aus Aktionärssicht ist ein Zusammenschluss mit Huntsman für Clariant nicht die beste Lösung", sagte auch Martin Lehmann, Fondsmanager bei 3V Invest. Clariant sei eine attraktive Braut. "Ich hoffe, dass ein anderer Interessent auf den Plan tritt und ein Angebot für Clariant vorlegt", so der Clariant-Aktionär.

Der Widerstand der Amerikaner gegen den Deal lockte auch andere Investoren an. An der Börse kletterten die Clariant-Aktien um 3,1 Prozent. Nach Ansicht von Baader-Analyst Markus Mayer macht der Vorstoß der Aktivisten ein Gegenangebot wahrscheinlicher. Das Feld der möglichen Interessenten sei breit. "Evonik und Lanxess haben sich schon mal für Clariant interessiert und sollten das auch weiter sein", erklärte der Analyst. Und zum Chemieriesen BASF würde die Firma sehr gut passen.

Dass sich Aktivisten in der Chemiebranche engagieren, ist nicht neu. So drängten Fonds die US-Konzerne Dow und Du Pont zu einem Zusammenschluss. Auch anderen Branchen versuchen Hedgefonds ihren Stempel aufzudrücken. Vergangene Woche gab Third Point eine Beteiligung beim Nahrungsmittelriesen Nestle bekannt und forderte unter anderem Beteiligungsverkäufe und einen Aktienrückkauf.

(Reuters)

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