Unwetter: 15 Millionen Euro Schaden und ein Tornado

Tornado-Sichtung in Niederösterreich
Tornado-Sichtung in NiederösterreichAPA/PRIVAT
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Die Hagelversicherung meldet den zweitteuersten Schaden seit 2009, überflutete Fahrbahnen hielten die Wiener Einsatzkräfte auf Trab und in Niederösterreich gab es ein seltenes Naturschauspiel.

"Wunderschön ausgeprägt, selten so gesehen im Osten Österreichs", so beschreibt der diensthabende Ubimet-Meteorologe Steffen Dietz den am Montag gegen 16 Uhr im Raum Schwechat gesichteten Tornado. Auch wenn rotierende Luftsäulen hierzulande ein seltenes Naturschauspiel sind, schätzt er, dass es rund zehn bis 15 Tornados pro Jahr in Österreich gibt. Windhosen treten vorwiegend in den Sommermonaten im Flachland von der Koralpe bis ins Mittelburgenland auf. "Dass die Tornado-Sichtungen in den letzten Jahren zugenommen haben, liegt aber vorwiegend an mehr Smartphones und mehr Möglichkeiten zur Verbreitung der Bilder, nicht aber daran, dass es tatsächlich mehr Tornados in Österreich gibt."

Wassereinbrüche in Wien

Ein Gewitter mit Starkregen und Hagel hat am Montag auch an die 100 Einsätze der Berufsfeuerwehr in Wien ausgelöst. Überflutete Fahrbahnen und Wasser, das durch Decken in Gebäude drang hielten die Einsatzkräfte auf Trab, berichtete Feuerwehrsprecher Lukas Schauer. Die Unwetter nahmen gegen 16.00 Uhr im südlichen Stadtgebiet ihren Ausgang und breiteten sich infolge aber auf die gesamte Bundeshauptstadt aus.

Ein Tornado am Flughafen Wien-Schwechat
Ein Tornado am Flughafen Wien-SchwechatAPA/NÖLFK

Großalarm im Bezirk Gänserndorf

Ein schweres Unwetter ist über den Bezirk Gänserndorf gezogen. Mehrere Ortschaften wurden teilweise bis zu einen Meter unter Wasser gesetzt, teilte Feuerwehrsprecher Franz Resperger mit. Es wurde Großalarm ausgelöst. 39 Feuerwehren mit fast 500 Mann standen stundenlang im Einsatz. Überflutete Ortsteile mussten abgepumpt, überschwemmte Keller trockengelegt und Dutzende umgestürzte Bäume beseitigt werden. "Die Aufräumungsarbeiten werden vermutlich auch noch den ganzen Dienstag andauern", sagte Resperger.

Am stärksten betroffen waren Auersthal, Raggendorf, Mühlleiten, Rutzendorf, Oberhausen, Wittau, Obersiebenbrunn, Untersiebenbrunn und Leopoldsdorf im Marchfelde. Das Wasser stand dem Sprecher zufolge teils hüfthoch und musste von insgesamt drei Großpumpen des NÖ Landesfeuerwehrverbandes abgepumpt werden.

Die B3 in Oberhausen musste wegen Überflutung ebenso gesperrt werden wie die Straße zwischen Franzendorf und Rutzendorf. In diesem Bereich wurden von der Feuerwehr mehrere Unterwasserpumpen eingesetzt. Dutzende Notrufe betrafen zudem umgestürzte Bäume und geknickte Strommasten, die teilweise auf Hausdächern landeten und diese auch beschädigten. "Die Regenmengen waren derartig gewaltig, dass auch Äcker massiv in Mitleidenschaft gezogen wurden und der abgeschwemmte Schlamm mehrere Straßenzüge blockierte", berichtete Resperger.

Ein durch den Hagel zerstörtes Glashaus in Mannswörth.
Ein durch den Hagel zerstörtes Glashaus in Mannswörth.APA

15 Mio. Euro Agrar-Schäden

Die Unwetter haben laut der Österreichischen Hagelversicherung Schäden in Höhe von 15 Mio. Euro in der Landwirtschaft verursacht. Betroffen waren vor allem das südliche Wien und das angrenzende Niederösterreich, wie die Hagelversicherung am Montagabend in einer Aussendung mitteilte.

Auf einer landwirtschaftlichen Fläche von rund 10.000 Hektar wurden Acker-, Obst-, Wein- und Gemüsekulturen sowie Glashäuser durch die bis zu 5,5 cm großen Hagelkörner schwer in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen waren insbesondere der 23. Bezirk in Wien sowie die Bezirke Gänserndorf, Bruck an der Leitha, Mödling und Sankt Pölten/Land.

"Die Landwirtschaft ist durch den Klimawandel massiv betroffen. Der Gesamtschaden aufgrund des heutigen Unwetters beträgt rund 15 Millionen Euro", so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger. Rasche Hilfe habe oberste Priorität. Die Sachverständigen hätten bereits am Abend mit den Erhebungen begonnen. Betroffene Landwirte können ihre Schäden online unter www.hagel.at melden.

Dies sei der zweithöchste Schaden bei einem Unwetter in Österreich, seit dem Unwetter am 23. Juli 2009, sagte der Sprecher der Hagelversicherung. Damals war ein Gesamtschaden von 20 Mio. Euro in der Landwirtschaft verursacht worden.

Flugverkehr beeinträchtig

Das Unwetter im Süden von Wien hat am
Montagnachmittag und -abend den Flugverkehr am Airport
Wien-Schwechat auch beeinträchtigt. Laut der österreichischen
Flugsicherung "Austro Control" traf eine sogenannte Superzelle
direkt den Flughafen.

Es gab drei Wellen, die beiden stärksten zwischen 16.30 und 17.00
Uhr sowie zwischen 18.30 und 19.00 Uhr. "Austro Control" zufolge
mussten etwa zehn Maschinen, die in Schwechat erwartet wurden,
Ausweichlandungen durchführen. Sie wurden auf die Flughäfen Graz,
Bratislava und Linz umgeleitet.

Der im Raum Schwechat tobende Tornado hatte laut der
Flugsicherung keine Auswirkungen auf die Luftfahrt. Er sei rund
sechs Kilometer vom Airport entfernt gewesen.

(sh./APA)

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