Saudis wollen Ölhahn stärker zudrehen

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Weil der Ölpreis trotz vereinbarter Produktionskürzung auf dem Niveau von rund 50 Dollar je Faß verharrt, überlegt das größte Opec-Mitglied eine weitere Drosselung. Einige Länder wie Libyen erhöhen jedoch gerade ihre Förderung.

Zu Jahresbeginn hat die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und elf wichtige, nicht dem Kartell angehörende Staaten - darunter Russland - eine Förderkürzung um 1,8 Millionen Fass beschlossen. Im Mai wude die Drosselung um weitere neun Monate bis März 2018 verlängert. Das gewünschte Ziel, den Ölpreis aus seinem Tief zu holen, das ihnen tiefe Löcher in ihren Staatshaushalt reißt, haben die Förderländer freilich nicht erreicht. Der Ölpreis pendelt seit Monaten rund um die 50-Dollar-Marke.

Jetzt prescht Saudi-Arabien mit einem überaschenden Vorstoß vor: Das größte Opec-Mitglied schließt eine weitere Drosselung der Ölförderung nicht aus. Sein Land werde aber keinen Alleingang unternehmen, sagte Energieminister Chalid al-Falih der staatlichen Zeitung "Al-Schark Al-Ausat" vom Freitag. Die Perspektive einer weiteren Förderbegrenzung liege auf dem Tisch, zitierte das Blatt den Energieminister.

Sollten weitere Schritte nötig sein, sei es, die Fördermenge zu erhöhen, sei es, sie zu senken, dann werde das zeitnah geprüft. Alle Ölproduzenten müssten dann einem Schritt zustimmen, sagte Falih.

Noch im Mai hatte Falih im Zusammenhang mit der Drosselung gemeint, "Neun Monate sind das Optimum".  Aber jetzt sieht die Welt offenbar doch anders aus. Noch am Donnerstag haben sich Anleger in der Hoffnung auf eine Ende des weltweiten Überangebots mit Rohöl eingedeckt. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich somit um 1,7 Prozent auf 53,62 Dollar je Barrel (zu 159 Liter).

US-Lager leeren sich

Ein Grund für diese Rally war nach Aussagen von Börsianern der überraschend starke Rückgang der US-Lagerbestände. Der Rückgang fiel etwa dreimal so hoch wie erwartet aus. Außerdem wurde schon über den Vorstoß der Saudis spekuliert. Dabei ist die Rede von einer Kürzung der Exporte nach Asien um bis zu zehn Prozent.Ein Rückgang der US-amerikanischen Reserven kann ein Hinweis auf ein geringeres Angebot oder eine steigende Nachfrage sein. Beides stützt in der Regel die Ölpreise.

Aber am Freitag sah die Welt des schwarzen Goldes schon wieder anders aus: Brent kostete in der Früh nur mehr 51,43 Dollar. Auch die US-Sorte  West Texas Intermediate (WTI) mit Lieferung im September verbilligte sich. Marktbeobachter erklären den neuerlichen Rückgang der Ölpreise mit der Skepsis der Anleger über die künftige Fördermenge der Opec. Hartnäckig hält sich nämlich die Sorge,  dass die beschlossene Produktionskürzung die Ölschwemme auf dem Markt nicht schnell genug eindämmen könnte. Im Juli lag die Fördermenge der 14 Opec-Staaten über der erwarteten Nachfrage, weil Libyen und Nigeria ihre Produktion sogar steigerten. Generell sei die Fördersenkung im Juli nur zu 75 Prozent eingehalten worden, sagt die Internationale Energieagentur. Das sei der niedrigste Stand seit der Vereinbarung im Jänner. 

Unterschiedliche Prognosen

Unabhängig davon hat die Opec vor wenigen Tagen ihre Prognose für die Rohöl-Nachfrage im Jahr 2018 angehoben. Das Exportkartell sieht den weltweiten Bedarf bei 32,42 Millionen Barrel pro Tag - das sind 220.000 Barrel mehr als bislang. Im Gegenteil dazu hat die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Prognose für die von der Opec benötigte Menge an Rohöl für dieses und das nächste Jahr um rund 400.000 Barrel pro Tag gesenkt. Der Grund: der Verbrauch in Schwellenländern wie China und Indien sei nicht so hoch. Der Verbrauch liegt laut IEA heuer bei 32,6 Millionen Barrel pro Tag, das ist weniger als die im Juli geförderten 32,84 Millionen Barrel.

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