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Roaming

Der Test im Urlaub zeigt, dass das Ende der oft sündteuren Roamings eine sinnvolle Sache ist. Allerdings hat die EU beim Datenroaming einen Punkt übersehen. Einen, an den vermutlich keiner gedacht hat.

Als die EU 2009 das Ende der Glühbirne einläutete, war die Aufregung groß. Gut acht Jahre später kann man sagen, dass die Idee nicht so schlecht war. In den Regalen findet man allerhand neue Leuchtmittel. Vor allem die LED-Birnen sind eine gute und sinnvolle Alternative. Sie brauchen deutlich weniger Strom, halten länger und sind mittlerweile auch billiger geworden.

Seit Mitte Juni 2017 fallen im EU-Raum keine Roaminggebühren mehr an, wenn man ins EU-Ausland fährt. In Kroatien, wo gefühlt halb Österreich Urlaub macht, braucht man sich keine Sorgen mehr zu machen, wenn man nach Hause telefoniert oder das Internet am Handy nutzt. Eine praktische Sache, wenn man sich in Pula verlaufen hat und mit Google-Maps schnell nach dem richtigen Weg sucht. Oder wenn man ein Boot ausborgen will und den nächstgelegenen Verleih sucht. Hat man das Boot, kann man mit Seenavigation-Apps sorglos seine Route planen oder Wetterdaten abrufen.

Einen Nachteil hat diese neue Smartphone-Freiheit aber. Wir hängen auch im Urlaub ständig an den Geräten. Nicht nur in der Hotellobby, wo es meist WLAN gibt, sondern nun auch am Strand oder beim Sightseeing. Wir googeln, whatsappen, facebooken oder instagrammen überall und schicken unsere Urlaubsbilder eine Sekunde nach der Aufnahme in die sozialen Netzwerke, um Freunde und Kollegen zu ärgern, die daheim im Büro sitzen.

Noch im Vorjahr schalteten wir noch die Datenfunktionen unserer Handys am Grenzübergang Spielfeld ab, oder gleich das ganze Telefon. Aus Angst vor astronomisch hohen Rechnungen nach dem Urlaub. Stattdessen plauderten wir stundenlang auf der Fahrt in den Süden. Am Urlaubsort fragten wir Einheimische nach dem Weg oder „navigierten“ mit Karten aus Papier durch die Altstadt mediterraner Küstenstädte.

Vermutlich aus Gewohnheit blieb auch dieses Jahr mein Handy die meiste Zeit im Zimmersafe.

manuel.reinartz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2017)

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