Zukunft von Wolford hängt an dünnem Faden

FOLTIN Jindrich / WB
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Strumpfhersteller Wolford steckt tief in den roten Zahlen. Die Suche nach neuen Mehrheitsaktionären, die frisches Geld bringen sollen, läuft.

Die Zukunft des Vorarlberger Strumpfherstellers Wolford hängt an einem dünnen Faden. Das Unternehmen braucht nach anhaltenden Verlusten und einem um 30 Prozent geschrumpften Eigenkapital dringend eine Geldspritze von einem neuen Eigentümer. Die Bieterentscheidung wird noch für dieses Jahr erwartet. Die Gründerfamilien Palmers und Wilhelm wollen ihren Mehrheitsanteil verkaufen.

"Es gibt ein sehr großes Interesse an Wolford", sagte Vorstandsdirektorin Brigitte Kurz am Donnerstag bei einem Pressegespräch bei der Präsentation der Geschäftszahlen für 2016/17. Bei den gut 50 Interessenten soll es sich um Adressen "von Nordamerika bis Asien" handeln.

Es seien strategische Investoren ebenso dabei wie reine Finanzinvestoren. Kurz geht von nur einem Käufer aus, der die angebotenen "50 Prozent plus" übernehmen soll, es könnten aber auch mehrere sein.

Eine potenzielle Investorin bekundete bereits ihr Interesse, und zwar die ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Antonella Mei-Pochtler, die den Vorsitz im Kontrollgremium deshalb sogar abgab bzw. abgeben musste. Aus Compliance-Gründen wäre es sonst für sie nicht möglich, am Bieterverfahren teilzunehmen.

Zum Verkauf steht das Paket der Gründerfamilien, die über Stiftungendie Mehrheit halten. Mehr als 25 Prozent gehören dem deutschen Geschäftsmann Ralph Bartel. Ob auch er verkauft, ist nicht bekannt. Bartel sei ein "Wolford sehr geneigter Investor", der an das Unternehmen glaube, sagte Vorstandschef Axel Dreher.

Von einem Börsenrückzug geht Dreher aus derzeitiger Sicht nicht aus - letztlich hängt aber alles am neuen Mehrheitseigentümer. Aktuell macht der Streubesitz an der Wiener Börse rund 29 Prozent aus.

Geld reicht für ein Jahr

Der laufende Betrieb ist derzeit bei Wolford nur möglich, weil die Banken kürzlich zustimmten, die Kredite zu verlängern sowie einen Brückenkredit von 10 Millionen Euro gewährten. Dieses Geld reicht vorerst bis Juni 2018. Doch noch heuer im vierten Quartal sollen weitere Verhandlungen mit den Banken stattfinden, sagte Kurz heute. Dabei geht es um eine weitere Verlängerung der Kreditlinien und neue Kredite in Höhe von 8 Millionen Euro.

Um mit der derzeitigen Struktur nachhaltig kostendeckend arbeiten zu können, müssten die Umsätze in der Gruppe um rund 25 Prozent höher liegen, räumt das Unternehmen im heute vorgestellten Geschäftsbericht 2016/17 ein. "Ein entsprechendes Wachstum gibt der Markt erkennbar nicht her, auch nicht im Fall eines optimierten Marktauftritts von Wolford." Deshalb muss bei den Kosten die Reißleine gezogen werden.

Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte schreiben im Bestätigungsvermerk von "wesentlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Unternehmensfortführung".

Bei Wolford steht es Spitz auf Knopf. Im Geschäftsjahr 2016/17 häufte sich ein Verlust von fast 18 Millionen Euro an. Das Eigenkapital reduzierte sich um 30 Prozent auf knapp 45 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote ging von 46 auf 32 Prozent zurück. Mit Ausnahme von Frankreich - wo Sonderaktionen Verkäufe pushten - verzeichneten alle Märkte, in denen Wolford aktiv ist, Umsatzeinbußen.

Besonders drastisch war der Rückgang mit 17 Prozent in Großbritannien. "Der Brexit (Entscheidung der Briten, aus der EU auszusteigen, Anm.) ging auch an uns nicht spurlos vorbei", räumte Dreher ein. In Österreich verringerten sich die Umsätze um 2 Prozent, im deutschen Markt um 6 Prozent. Insgesamt schlug sich das in einem Umsatzrückgang um 5 Prozent auf 154 Millionen Euro zu Buche.

Angesichts dieser Zahlen werden auch die Aktionäre leer ausgehen. Der Vorstand wird der Hauptversammlung am 14. September vorschlagen, die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2016/17 auszusetzen. Für das Geschäftsjahr 2015/16 wurde eine Dividende in Höhe von 982.000 Euro ausgeschüttet.

(APA)

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