Politiker und Popstars eint mehr, als sie trennt. Beide fischen nach den Massen und neigen zuweilen zu Narzissmus und Hybris. Eine Rundschau über die Entwicklung des nicht immer ungetrübten Verhältnisses zwischen US-Präsidenten und Showbusiness.
Wäre der Job des US-Präsidenten auf dem Arbeitsamt ausgeschrieben, so wiese er Parallelen zum Anforderungsprofil von Popstars auf. Zu den unbedingten Pflichten in beiden Berufen zählt, dass man dem Tourneeleben etwas abgewinnen kann. Die Gabe, Massen emotionalisieren zu können und dabei fotografiert und gefilmt zu werden, ist Grundvoraussetzung. Da die lautstarke Hingabe von Parteigängern und Fans stärker wirkt als jeder andere Gemütsaufheller, besteht die Gefahr der Egomanie. Überheblichkeit und Anmaßung, die lauern sowohl für Präsidenten wie für Popstars an allen Ecken.
Vielleicht am wichtigsten für die Kandidaten beider Berufsfelder ist, dass sie Kritik, selbst ungerechtfertigte, aushalten. Vor der menschlichen Leidenschaft des Aburteilens wird schon in der Bibel gewarnt. „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge“, heißt es so trefflich im Matthäus-Evangelium. In diesem Sinne deuten darf man auch Bob Dylans berühmte Textpassage „But even the president of the United States sometimes must have to stand naked“. Diese 1965 im Protestsong „It's Alright, Ma (I'm Only Bleeding)“ ausgespuckte Sentenz gilt schlicht für alle. Die Mächtigen und Berühmten auf die animalischen Aspekte ihrer Existenz zu reduzieren, das praktizierten schon die Bänkelsänger im europäischen Mittelalter. Seit damals hat sich die Popmusik aber vom permanenten Prinzip der Fundamentalopposition abgewandt. Seit 1960 umschmeicheln einander Politik und Pop zunehmend.