Todessturz einer Seilschaft in Krimml: Polizei ermittelt

Hubschrauber im Einsatz nach dem Absturz.
Hubschrauber im Einsatz nach dem Absturz.(c) APA
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Bei dem Absturz der Seilschaft bei Krimml im Pinzgau kamen fünf Alpinisten ums Leben. Die Identität der Opfer ist geklärt: Es handelt sich um eine Gruppe aus Bayern.

Nach dem Absturz einer Seilschaft am Sonntag bei Krimml (Pinzgau), bei dem fünf Alpinisten ums Leben gekommen sind und der sechste schwer verletzt worden ist, hat die Polizei die Befragung der Zeugen des Unfalles weitgehend abgeschlossen. Auch die Identität der Opfer ist inzwischen bekannt, es handelt sich um eine Gruppe aus dem Raum Altötting/Burghausen in Bayern, teilte die Polizei mit.

Der Älteste der Seilschaft, ein 75-Jähriger, hat den Absturz als einziger überlebt. Er befand sich nach der Einlieferung ins Unfallkrankenhaus Salzburg nicht in Lebensgefahr, aber in einem zwar stabilen, allerdings kritischen Zustand. Sobald es sein Gesundheitszustand erlaubt, soll der Bayer befragt werden um allfällige neue Erkenntnisse über den Hergang des Unglücks zu erfahren, sagte Polizei-Sprecherin Irene Stauffer am Montag. Ob sich der 75-Jährige aber überhaupt an das Ereignis am Gletscher erinnern kann, ist fraglich, denn offenbar hat er beim Absturz auch Kopfverletzungen erlitten.

Einer der Alpinisten wollte umkehren

Nach der Befragung der Unfallzeugen erwarte sich die Polizei aber keinen großen neuen Aufschlüsse mehr, sagte die Sprecherin. Die Augenzeugen gehörten einer zweiten Seilschaft an, die rund 30 bis 50 Meter hinter den Bayern im Bereich der Mannlkarscharte auf dem Wildgerloskees Richtung Gabler unterwegs war. Offenbar wollte der letzte der Bayern umkehren, weil ihm der Aufstieg zu riskant wurde. Als die Gruppe umdrehen wollte, dürfte der Zweite oder Dritte der Seilschaft ausgerutscht sein, sagte Stauffer. Der Hang hat dort eine Neigung von rund 40 Grad, an der Unfallstelle war nur mehr blankes Eis.

Der Alpinist riss die gesamte Seilschaft mit, die rund 200 Meter über das Eis rutschte und dann in die Randspalte des Gletschers stürzte. Dabei kamen fünf Bayern im Alter von 34, 56, 65, 69 und 70 Jahren ums Leben. Der 75-Jährige wurde mit schweren Verletzungen geborgen und ins Spital geflogen. Die Alpinpolizei will nun noch rekonstruieren, in welcher Reihenfolge die Bergsteiger am Seil gegangen sind.

Wie alpinerfahren war die Gruppe?

Fest steht mittlerweile laut Stauffer auch, dass es sich um eine geführte Gruppe handelte. Der 70-Jährige führte seine Kameraden, ob er auch geprüfter Bergführer ist, war aber am Montag noch nicht geklärt. Dies werde noch recherchiert und in den Abschlussbericht an die Staatsanwaltschaft einfließen, sagte die Sprecherin. Wie alpinerfahren die anderen Bergsteiger waren, war zunächst ebenfalls noch nicht bekannt.

Das Unglück hat sich am Sonntag um etwa 10.00 Uhr auf einer Seehöhe von rund 2900 Metern ereignet. Die Bayern hatten auf der Zittauerhütte genächtigt und wollten über das Wildgerloskees zum Gabler (3263 Meter) und zur gleich daneben befindlichen Reichenspitze (3303) aufsteigen. Der Gletscher ist im Bereich der Absturzstelle zurzeit schneefrei und daher reines Eis. Außerdem herrscht dort große Steinschlaggefahr. Ein Helfer eines Rettungshubschraubers ist am Sonntag von einem herabfallenden Stein auch leicht verletzt worden.

Tirols Bergrettungschef: "Abseilen oder sichern"

In einer Seilschaft über eine steile Flanke zu gehen, sei ein Fehler, sagte Tirols Bergrettungschef Peter Veider - außer es befänden sich in der Gruppe Bergsteiger, die es anders nicht schaffen würden. In letzterem Falle müssten die Abstände in der Seilschaft verkürzt und etwa Eisschrauben als Sicherungen verwendet werden. Dabei müsse der Bergführer vorausgehen, einen "Stand bauen" und von dort die anderen Teilnehmer der Gruppe nachziehen.

Sollten sich hingegen alle Gruppenteilnehmer imstande sehen, die Flanke alleine zu meistern, sei Abseilen oder seilfrei gehen angesagt. "Jeder muss dann einzeln rauf gehen", erklärte Veider. Es gelte, "entweder Abseilen oder sichern". Der erfahrene Bergretter gab aber auch zu bedenken, dass es nicht immer möglich sei, "jeden Meter gesichert zu gehen". Ein gewisses Restrisiko bestehe am Berg immer.

Von immenser Bedeutung bei solchen Touren sei die Beschaffenheit der Steigeisen. Daran hapere es "fast immer", meinte der Bergrettungschef. Oft sei die Wartung der Steigeisen mangelhaft oder es handle sich um solche, die nicht mehr up to date seien. "Oft sind sie auch nicht kompatibel mit dem Bergschuh", ergänzte Veider. Erschwerend komme hinzu, dass heutzutage aufgrund des Klimawandels bei Hoch- bzw. Gletschertouren fast keine Firnflanken mehr anzutreffen seien, sondern nur mehr blankes Eis.

(APA)

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