Nikolaus Marschik, Österreichs neuer Mann in Brüssel

EU-Botschafter Nikolaus Marschik.
EU-Botschafter Nikolaus Marschik.(c) imago/Future Image
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Nikolaus Marschik hat seine beruflichen Wurzeln in den Menschenrechten und dem Völkerrecht, führte die Kabinette der Außenminister Plassnik, Spindelegger sowie Kurz und vertritt die Republik nun gegenüber der Union.

Brüssel. Die halbe Belegschaft des europäischen Apparates ist noch auf Ferien, im Brüsseler Europaviertel findet man plötzlich Parkplätze und verwaiste Caféterrassen, doch für den neuen Ständigen Vertreter der Republik Österreich bei der Europäischen Union sind es betriebsame Tage. Nikolaus Marschik, nach langer Verzögerung des entsprechenden Beschlusses im Ministerrat seit 16. August neuer EU-Botschafter Österreichs, hat nicht nur seine Residenz zu beziehen, Antrittsbesuche zu absolvieren und sich in die Schlüsseldossiers seines neuen Amtes einzuarbeiten, er wird in wenigen Monaten auch zum ersten Mal Vater.

Der 1971 geborene promovierte Jurist tritt nach zweieinhalb Jahren in Berlin einen der politisch wichtigsten Botschafterposten in einer Zeit an, die große Umbrüche der europäischen Verfasstheit erwarten lässt. Der Migrationsdruck aus Afrika und dem Nahen Osten stellt das Schengensystem in Frage; in weniger als zwei Jahren wird mit dem Vereinten Königreich erstmals ein Mitgliedsland die Union verlassen; Deutschland und Frankreich könnten sich nach der Bundestagswahl in wenigen Wochen auf eine Vertiefung der Währungsunion einigen, die in einem Eurozonenbudget und einem eigenen „Finanzminister“ für die Eurostaaten münden könnten. Die Zeit in Berlin, den Einblick in den Maschinenraum der Merkelschen Republik fand Marschik sehr lehrreich: „Wie in Deutschland die Thinktanks in die Formulierung von politischen Botschaften eingebunden werden, ist bemerkenswert“, sagt er zur „Presse“.

Die Menschenrechte waren nach dem Studium am Wiener Juridicum seine erste berufliche Passion. Über das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte unter Manfred Nowak kam Marschik ins Völkerrechtsbüro des Außenministeriums, später leitete er die Ministerkabinette von Ursula Plassnik, Michael Spindelegger und Sebastian Kurz. Als bisher größte berufliche Herausforderung sieht er seine Zeit als Leiter der Sektion für Administrative Angelegenheiten und Infrastruktur von 2009 und 2014: „Das war sehr prägend, weil es in einer Phase von Budgetkürzungen darum ging, vernünftig zu sparen und strategisch zu investieren.“

In Form der österreichischen Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2018 rückt nun eine besondere Herausforderung an ihn heran. Denn in diese Monate wird der Endspurt der Verhandlungen über den Brexit fallen. Was setzt er sich als Ziel für den Ratsvorsitz? „Dass wir unseren Beitrag dazu leisten, dass nach vollzogenem Brexit nicht 27 zerstrittene Mitgliedstaaten dastehen.“ (GO)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2017)

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