Der Schweizer greift in die psychologische Trickkiste.
New York/Wien. Roger Federer hat nur mit großer Mühe die dritte Runde der US Open in New York erreicht. Der Schweizer, 36, bezwang den um ein Jahr jüngeren Russen Michail Juschnij mit 6:1, 6:7, 4:6, 6:4, 6:2 und benötigte damit zum ersten Mal überhaupt jeweils fünf Sätze in den beiden Auftaktrunden eines Grand Slam.
Federers Auftritt hinterließ Fragen, er schien weit von seiner Bestform entfernt, spielerisch wie körperlich. 68 unerzwungene Fehler des Baslers eröffneten Juschnij im 17.Duell mit Federer die große Chance auf den ersten Sieg, doch ab dem vierten Satz setzten auch dem Herausforderer körperliche Probleme zu. Federer, der heuer die Australian Open und Wimbledon gewann, hatte zuletzt wegen Rückenschmerzen das Turnier in Cincinnati abgesagt, scheint aber immer noch nicht voll genesen. Gegen Juschnij bewegte er sich auffallend schlecht, in den Katakomben des Arthur Ashe Stadium soll er sich während des Matches auch behandeln haben lassen.
Der 19-fache Major-Triumphator spielte etwaige Probleme herunter, er sagte: „Meinem Rücken geht es gut.“ Er müsse nur „sein Spiel finden und konstanter werden.“ In der gegenwärtigen Verfassung scheint ein 20. Grand-Slam-Coup Federers in New York praktisch ausgeschlossen. Schon in der dritten Runde könnte einem weniger beweglichen Maestro speziell der gute und tiefe Rückhand-Slice des Spaniers Feliciano López zum Verhängnis werden. (cg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2017)