Deutschlands Tennis erlebt mit Alexander und Mischa Zverev ein Hoch, aktuell bei den US Open.
New York. Vor Mischa Zverevs Viertelfinalchance bei den US Open war auch sein Bruder Alexander Zverev sogleich wieder in aller Munde. Ob er denn nicht überrascht sei, dass er anstelle seines jüngeren Bruders im Achtelfinale dieses Tennis-Grand-Slam stehe, wurde Mischa Zverev nach seinem Sieg gegen den Amerikaner John Isner (6:4, 6:3, 7:6) gefragt. Ob er Kontakt habe, der Jüngere an seinem frühen Aus aus New York knabbere. „Er leidet“, sagte Mischa Zverev. „Auch ich hatte ihn hier im Viertelfinale erwartet. Aber jetzt bin ich es.“
Dass er mehr über seinen Bruder denn sein eigenes Spiel erzählen muss, ist der 30-jährige Hamburger gewohnt. Er nimmt es höflich und gelassen hin. Doch mit einem Sieg heute gegen den Amerikaner Sam Querrey kann er über die Runde der besten 16 hinauskommen und in eine neue Rolle schlüpfen. In der Wahlheimat Monte Carlo wird der Rest der Tennisfamilie die Daumen drücken, wenn der Melbourne-Viertelfinalist weiter an seiner persönlichen Erfolgsstory in Flushing Meadows bastelt.
Mischa Zverev ist nicht nur abseits des Platzes, sondern auch auf dem Court ein anderer Typ als sein Bruder. Die Nummer 27 der Welt zelebriert wie kaum noch ein anderer Spieler das für viele ungeliebte und längst nicht mehr zeitgemäße Serve-and-Volley. Er spulte sein bedingungsloses Angriffsspiel auch gegen den 2,08 Meter großen Isner ab. Stunde um Stunde hatte der Vater in der Jugend mit ihm Volleys trainiert. Seine Chancen stehen deshalb in New York nicht schlecht. Schließlich trifft Zverev nicht auf einen der Stars, sondern auf Querrey, den einzig verbliebenen Amerikaner im Turnier.
Maria Scharapowa nahm indes in der Nightsession des fünften Tages der mit 50,4 Mio. Dollar dotierten US Open auch ihre dritte Hürde. Die 30-jährige Russin erreichte in ihrem Comeback-Grand-Slam – in dem sie nach einer 15-monatigen Dopingsperre nur dank Wildcard spielen darf – mit dem 7:5, 6:2 über Sofia Kenin (USA) das Achtelfinale. Nächste Gegnerin der fünffachen Major-Siegerin und ehemaligen Nummer eins ist heute die Lettin Anastasija Sevastova. Scharapowa hat damit virtuell als 100. die Rückkehr in die Top 100 geschafft. Die 18-jährige Kenin, ebenfalls dank Wildcard dabei, zeigte wenig Respekt, forderte Scharapowa allerdings nur im ersten Satz.
Erfolg für Marach. Die schier unendliche Geschichte rund um eine Verletzung auf einem Außenplatz beim Hamburger ATP-Turnier 2012 nahm für Oliver Marach ein gutes Ende. Der 37-jährige steirische Doppel-Spezialist gewann einen Zivilprozess gegen den Veranstalter. Der Wimbledon-Finalist will an der Seite von Mate Pavić auch bei den US Open punkten, sich zum dritten Mal nach 2009 und 2010 (jeweils mit Łukasz Kubot/POL) für die World Tour Finals qualifizieren. Der 16-fache Doppel-Turniersieger ist 19. im Ranking, nur die Top acht qualifizieren sich für London.
Herren, 3. Runde: M. Zverev (GER-23) – Isner (USA-10) 6:4, 6:3, 7:6, Querrey (USA-17) – Albot (MDA) 4:6, 6:2, 6:4, 6:4, Anderson (RSA-28) – Ćorić (CRO) 6:4, 6:3, 6:2, Pouille (FRA-16) – Kukuschkin (KAZ) 2:6, 6:3, 6:4, 6:4, Shapovalov (CAN) – Edmund (GBR) 3:6, 6:3, 6:3, 1:0.
Damen, 3. Runde: V. Williams (USA-9) – Sakkari (GRE) 6:3, 6:4, Muguruza (ESP-3) – Rybarikova (SVK-31) 6:1, 6:1, Görges (GER-30) – Krunić (SRB) 6:3, 6:3.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2017)