"Da müssen wir durch"

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Birgit Vanderbeke hat ein beeindruckendes Memoir über ein Mädchen geschrieben, das die innere Stimme am Leben hält.

Birgit Vanderbeke erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens eines Mädchens, das sie gut kennt und womöglich selbst war. Das Buch ist als Roman betitelt, man könnte es aber auch als Memoir bezeichnen. Es sind die Verletzungen eines Unfalls – und die rettende Behandlung durch einen Mikrokinesiologen –, die die Autorin zur Auseinandersetzung mit ihrer Kindheit zwingen; eine Kindheit in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der der Aufenthalt in Flüchtlingslagern und die Trennung von Familien noch nachhallen.

Vanderbeke schildert das Heranwachsen eines Mädchens, das häusliche Gewalt, womöglich Missbrauch, sicher aber Medikamentenmissbrauch erleiden muss, ohne diese Worte jemals direkt auszusprechen. „Wer dann noch lachen kann“ ist ein leises, um sein Thema kreisendes Buch, das gerade seine Auslassungen so eindringlich machen.

Bestimmte Sätze kehren immer wieder, etwa der Rat eines Freundes des Mädchens, „immer genau hinzuschauen“. Er wird zu seiner Maxime. Ein anderer ist: „Ein Kind hat keine Stimme.“ Dafür hört es Stimmen. Das Mädchen, dem die auf Materielles konzentrierten Eltern fremd sind, hat sich Helfer geholt, die ihm in der Nacht Kraft geben. Einer ist die tiefe innere Stimme, die aus der Zukunft zum Kind spricht (und von daher Beweis ist, dass es die Tortur der Familie überlebt hat). Der zweite Helfer ist der so genannte „Mikrochinese“ aus der großen weiten Welt. Dass Vanderbekes Retter im späteren Leben ein Mikrokinesiologe ist, kann also wirklich kein Zufall sein.

Birgit Vanderbeke: „Wer dann noch lachen kann“, Piper-Verlag, 159 Seiten, 18,50 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2017)

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