Höhenflug der Exporteure

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Die Ausfuhren legten im ersten Halbjahr kräftig zu, die Importe aber noch mehr. Auch in Deutschland wächst der Optimismus.

Wien. Der heimische Außenhandel floriert. Im gesamten ersten Halbjahr stiegen die Warenausfuhren um acht Prozent, wie die Statistik Austria am Freitag mitteilte. Auch zuletzt im Juni war das Wachstum stark. Punkten konnten die Exporteure heuer bisher vor allem im EU-Raum, während der Zuwachs in Drittstaaten geringer war. Da aber die Importe noch stärker stiegen, nämlich um fast neun Prozent, erhöhte sich das Defizit in der Handelsbilanz. Zur Erinnerung: In der gesamten Leistungsbilanz, die auch Dienstleistungen wie die starke heimische Tourismusbranche enthält, ist der Saldo Österreichs traditionell positiv.

Trump zum Trotz

Bei den Exporten in Drittstaaten waren im ersten Halbjahr die USA der wichtigste Handelspartner. Den protektionistischen Tendenzen von US-Präsident Donald Trump zum Trotz stiegen die Ausfuhren dorthin um 7,7 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Die großen BRIC-Schwellenländer (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) tragen zwar nur gut fünf Prozent zum österreichischen Exportkuchen bei, aber die Steigerungen sind hier mit 13Prozent besonders hoch. Zudem verkleinert sich das traditionelle Defizit mit dieser Ländergruppe. Die wichtigsten Partner in ihr sind China und Russland.
Im Juni legten die heimischen Exporte (bereinigt um die Zahl der Arbeitstage) mit 8,3 Prozent sogar stärker zu als im Schnitt des ersten Halbjahres – der Trend ist also weiterhin sehr positiv.

Ähnlich gut sieht es beim großen Nachbarn aus. Die deutschen Exporteure strotzen nur so vor Optimismus: Ihr Branchenverband BGA verdoppelte am Freitag seine Wachstumsprognose. Für das Gesamtjahr 2017 erwarten sie nun einen Anstieg der Ausfuhren um fünf Prozent auf 1,27Billionen Euro. Und auch das könnte noch zu kurz gegriffen sein. Denn nach den ersten sieben Monaten schlägt ein Wachstum von 6,3 Prozent zu Buche. Und allein im Juli lagen die Exporte um acht Prozent im Plus – ein Turbostart ins zweite Halbjahr. Ein Hauptgrund für die gute Entwicklung in beiden Ländern: Die Weltkonjunktur hat einen ordentlichen Gang hochgeschaltet. Politische Querelen wie der Nordkoreakonflikt und weiterhin zunehmende Handelshemmnisse erhöhen zwar die Unsicherheit, schlagen aber bisher kaum auf die Exportzahlen durch. Mehr Kopfzerbrechen bereitet – zumindest mittelfristig – der Höhenflug des Euro, der Produkte aus dem Währungsraum in Drittstaaten verteuert. Der Euro war am Freitagvormittag mit 1,209Dollar so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

Ungeliebter Überschuss

Anders als Österreich erzielt Deutschland schon in der reinen Handelsbilanz einen fetten Überschuss. Im Juli übertrafen die Exporte die Importe um 19,5 Mrd. Euro. Deutschland steht wegen seines enormen Überschusses international am Pranger. Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission sehen ihn auch als Hinweis dafür, dass die Deutschen zu Hause zu wenig investieren, was langfristig das Wachstum ihrer Volkswirtschaft dämpfen könnte.

Auch 2017 wird Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts erneut weltweit den größten Überschuss in der Leistungsbilanz aufweisen, und zwar deutlich vor China und Japan. (ag.)

AUF EINEN BLICK

Österreichs Außenhandel hat ein starkes erstes Halbjahr hinter sich, auch dank der guten globalen Konjunktur. Allerdings stiegen die Importe stärker als die Exporte, wodurch sich das Defizit in der Warenhandelsbilanz vergrößerte. Optimistisch zeigen sich die deutschen Exporteure: Sie haben ihre Prognose für die Entwicklung im Gesamtjahr auf plus fünf Prozent verdoppelt. Damit wird Deutschland auch heuer wieder die weltweit höchsten Überschüsse erzielen – und damit Kritik ernten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2017)

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