Erst Harvey, dann Irma – und die Hurrikansaison ist noch nicht aus. Aber Trump und Co. leugnen Klimawandel.
Wie viele tödliche Hurrikans brauchen wir noch, bevor die USA die globale Erderwärmung ernst nehmen“, fragte der auf Umweltfragen spezialisierte US-Journalist Mark Hertsgaard nach Hurrikan Katrina? Katrina wütete Ende August 2005 im Grenzgebiet Louisiana/Mississippi, überschwemmte die Stadt New Orleans und kostete 1800 Menschen das Leben. Drei Wochen später ging Hurrikan Rita an der Grenze zwischen Louisiana und Texas an Land und verwüstete Südlouisiana; 133 Menschenleben forderten Sturm und Wasserfluten.
Seit drei Wochen zittern wir in New Orleans, ob uns der nächste Hurrikan wieder erwischen könnte. Hurrikan Harvey ging an der Südküste von Texas vor gut drei Wochen an Land. Mehr als ein Meter Regen in drei Tagen überflutete große Teile der Sechsmillionenstadt Houston; die Schäden werden auf 200 Milliarden Dollar geschätzt.
Die Ironie der Geschichte ist, dass die meisten Kongressabgeordneten aus Texas nicht an die von Menschen verursachte globale Klimaerwärmung glauben. Der erzkonservative Senator Ted Cruz, 2016 Präsidentschaftskandidat, stimmte nach dem Hurrikan Sandy (er forderte im Oktober 2012 233 Menschenleben) gegen staatliche Hilfe für die Katastrophenopfer. Jetzt verlangten er und die Kongressabgeordneten aus Texas freilich Hilfe aus Washington für Houston.
Gewaltige Schäden
Zuletzt ist Hurrikan Irma über Florida hinweggefegt. Zuvor richtete Irma gewaltige Schäden in den Ferienparadiesen der Karibik an. Millionenstädte wie Miami, Orlando und Jacksonville wurden überschwemmt. Teile der Florida Keys werden eine Zeitlang unbewohnbar sein. Niemand weiß, wie viele Hunderte Milliarden Irma kosten wird.
Dabei kann die Hurrikansaison noch bis in den November andauern. Inzwischen werden in Florida Stimmen laut, sich mit der globalen Erwärmung als einer Hauptursache für die immer stärkeren Atlantikorkane auseinanderzusetzen.
Verweigerung der Diskussion
Während der Gouverneur von Florida, Rick Scott, die Wörter „Global Warming“ nicht in den Mund nehmen will, forderte der Bürgermeister von Miami, Tom Regalado, im „Miami Herald“: „Es ist höchste Zeit, über den Klimawandel zu sprechen. Und es ist Zeit, dass der Präsident und der Umweltminister und wer auch immer Entscheidungen treffen, über den Klimawandel zu sprechen beginnen.“
Für die meisten Wissenschaftler, die sich mit Klimaveränderung beschäftigen, ist klar, dass globale Temperaturerhöhungen aufgrund von CO2-Ausstößen und die Gewalt von Hurrikans in ursächlicher Verbindung stehen. Ben Kirtman, Atmosphärenwissenschaftler an der Universität von Miami, meint, dass die Verweigerung einer Diskussion über Klimaveränderungen Florida und den ganzen USA schaden wird.
In Washington aber stecken die Entscheidungsträger die Köpfe weiter in den Sand. Präsident Donald Trump, der sein Land aus den Pariser Klimabeschlüssen zur Reduzierung von CO2 herausnahm, bezeichnete den Klimawandel als „eine Erfindung“ der Chinesen. Sein Umweltminister, Scott Pruit, meinte gar, es sei „gefühlslos“, gerade jetzt die Klimaveränderungen anzusprechen. Außenminister Rex Tillerson will den Posten des Sonderbotschafters für Klimawandel im US-Außenamt abschaffen.
Hertsgaard wird noch warten müssen, bis das konservative Amerika den Klimawandel ernst nimmt. Die Menschen aber, die in der Karibik und an der Golfküste leben, werden für die Ignoranz der Regierenden in Sachen Klimawandel büßen müssen.
Günter Bischof ist Professor für amerikanische Geschichte und Direktor des Center Austria an der University of New Orleans.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2017)