NASA-Sonde "Cassini" in Saturn-Atmosphäre verglüht

Es ist vorbei. Sonde "Cassini" hat ihr letztes Signal gesendet.
Es ist vorbei. Sonde "Cassini" hat ihr letztes Signal gesendet.APA/AFP/ROBYN BECK
  • Drucken

86 Minuten nach dem Verglühen in der Saturn-Atmosphäre traf das letzte Signal von Sonde "Cassini" bei der NASA an. Sie hatte neue Erkenntnisse über den Riesenplaneten geliefert.

Nach fast 20 Jahren im All ist die NASA-Sonde "Cassini" am Freitag in der Atmosphäre des Saturn verglüht. Das letzte Signal der Sonde sei wie erwartet um 13.55 Uhr (MESZ) emgefangen worden, 86 Minuten nachdem die Sonde es ausgesendet habe, teilte die US-Raumfahrtbehörde mit. "Unser Raumschiff hat die Atmosphäre des Saturn erreicht und wir haben die letzte Übertragung bekommen", teilte die NASA via Kurznachrichtendienst Twitter mit. ""Cassini" ist jetzt ein Teil des Planeten, den sie studiert hat. Danke für die Forschung."

Die 2125 Kilogramm schwere Sonde sollte bei ihrem Absturz wie ein Meteor auseinanderbrechen und die Teile dann in der Atmosphäre verglühen. Bis zuletzt hatten mehrere wissenschaftliche Instrumente an Bord von "Cassini" gearbeitet und Daten zur Erde gesendet. Bis ein Signal vom Saturn auf der Erde ankommt, vergehen 86 Minuten. "Ich hoffe, Ihr seid alle genauso zutiefst stolz auf diese großartige Leistung, eine großartige Mission, ein großartiges Raumschiff und ein großartiges Team", sagte Missionsdirektor Earl Maize nach dem letzten Signal im Kontrollzentrum, aus dem die NASA live übertrug. "Ich verkünde jetzt das Ende der Mission."

Der Abschied von "Cassini" war notwendig geworden, weil der Treibstoff der Sonde so gut wie aus war. Um jegliche Kontamination der Monde des Saturn zu verhindern, entschied sich die NASA, "Cassini" in der Atmosphäre des Planeten verglühen zu lassen. "'Cassini' hat uns die Schönheit des Saturn gezeigt. Sie hat das beste in uns hervorgebracht. Nun müssen wir selbst weiter erkunden", hieß es bei der NASA auf Twitter. "Jedesmal wenn wir den Saturn am Nachthimmel sehen, werden wir uns erinnern. Wir werden lächeln. Und wir werden zurückkehren wollen."

Es sei ein Abschied mit "einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte Manager Michael Watkins. "Für uns aus dem 'Cassini'-Team wird nichts mehr so sein wie es war, jetzt wo das Raumschiff nicht mehr fliegt", ergänzte seine Kollegin Linda Spilker.

Seit 2004 in der Saturn-Umlaufbahn

"Cassini" war 1997 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und 2004 in der Umlaufbahn des Saturn angekommen. Zum Abschluss der Mission war sie 22 Mal zwischen dem Planeten und seinen Ringen hindurchgetaucht - eine Region, in der zuvor noch nie eine Sonde war. An der rund 3,2 Milliarden Dollar teuren Mission waren Tausende Mitarbeiter aus 17 Ländern beteiligt.

Die Entdeckungen der Sonde, die sich als erste in die Region der Saturn-Ringe gewagt hatte, hatten Wissenschafter begeistert und das Wissen über den Planeten und seine Ringe revolutioniert. "Cassini" hatte beispielsweise einen Ozean auf dem Mond Enceladus, der möglicherweise dort Leben zulassen könnte, und flüssige Methan-Seen auf dem Mond Titan entdeckt. Das habe "alles verändert", sagte NASA-Manager Thomas Zurbuchen. "Es hat unsere Ansichten durcheinandergeschüttelt über überraschende Orte, an denen man nach potenziellem Leben außerhalb der Erde suchen könnte."

Deswegen sei das Ende von "Cassini" auch eigentlich eher ein Anfang, sagte seine Kollegin Spilker. "'Cassini' ist weg, aber ihr wissenschaftlicher Schatz wird uns noch über Jahre beschäftigen. Wir haben bisher nur an der Oberfläche des Berges an Daten gekratzt, den die Sonde uns zu ihrer Lebzeit überlassen hat."

Chronologie einer Reise

Oktober 1997 - Die etwa 3,2 Milliarden US-Dollar teure amerikanisch-europäische Mission "Cassini-Huygens" startet zum zweitgrößten Planeten des Sonnensystems.

Juli 2004 - "Cassini-Huygens" erreicht die Umlaufbahn des Saturn und liefert spektakuläre Bilder. Erste von einer Reihe neuer Monde des Planeten werden entdeckt.

Januar 2005 - Die Sonde "Huygens" der Europäischen Weltraumorganisation ESA landet nach der Trennung vom Mutterschiff auf dem größten Saturnmond Titan und erforscht die Atmosphäre und Oberfläche des Trabanten.

Juli 2005 - "Cassini" findet auf dem kleinen Saturnmond Enceladus Anzeichen für aktive Eisvulkane. Das Raumfahrzeug entdeckt über dem Südpol eine riesige Wolke von Wasserdampf, der anscheinend aus verdunstendem Eis entsteht.

März 2006 - Die Sonde stößt überraschend auf Wasservorräte auf Enceladus, die wie Geysire explodieren.

März 2008 - "Cassini" fliegt in nur 50 Kilometern Entfernung an Enceladus vorbei und sendet spektakuläre Bilder von noch unerforschten Bereichen des Eismondes zur Erde.

März 2008 - US-Wissenschafter haben nach einer Mitteilung der NASA Hinweise auf einen unterirdischen Ozean auf Titan gefunden. Sie werteten Radaraufnahmen aus, die "Cassini" bei Vorbeiflügen zwischen Oktober 2005 und Mai 2007 gemacht hatte.

Dezember 2009 - Die Hinweise verdichten sich, dass es auf Titan mit Flüssigkeit gefüllte Seen gibt. Wissenschafter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt schließen dies aus Spiegelungen, die sie entdeckt haben.

Dezember 2010 - Aufnahmen von der Oberfläche des Titan geben neue Hinweise auf Eisvulkane.

September 2015 - Unter dem Eispanzer von Enceladus schwappt ein globaler Ozean, schließen Forscher aus Beobachtungen der Raumsonde.

April 2017 - "Cassini" absolviert erfolgreich ein erstes von 22 geplanten Manövern durch die Lücke zwischen Saturn und seinen Ringen - eine völlig unerforschte Zone.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein Ende als Sternschnuppe. So soll es aussehen, wenn Cassini nach fast 20 Jahren im All am Freitag in Saturns Atmosphäre verglüht.
Wissenschaft

Saturn frisst seine Sonde

Am Freitag endet nach fast 20 Jahren die Mission der Nasa-Sonde Cassini im System des Ringplaneten. Sie tritt in seine Atmosphäre ein und verglüht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.