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Heute ist das ganz normal

Apple. Innovationen sind beim iPhone ein Muss, und dennoch werden die Fans fast jedes Jahr aufs Neue enttäuscht. Das verzögerte Übernehmen bestehender Technik für das iPhone ist aber nicht immer schlecht.

Nun ist es also da: das neue iPhone. Alle Jahre wieder richten sich im September die Augen und Ohren der Apple-Fans nach Cupertino, wenn der Computerriese die nächste Generation ihrer Geräte aus dem Hut zaubert. Ein oder zwei Monate später, diesmal im November, stehen die Fans dann Schlange oder campen vor den Geschäften, um als Erste den neuen Heiligen Gral der Smartphonetelefonie in der Hand zu halten – und dafür zahlen sie auch jeden Preis.

Obwohl Kritiker so gut wie jedes Jahr die fehlenden Innovationen beim neuen iPhone kritisieren und Apple vorwerfen, technische Features, die es bei Android längst gibt, zeitverzögert zu übernehmen. Beim iPhoneX ist es das kabellose Laden. Das gibt es schon lang in der Android-Welt. Ja, stimmt. Jetzt, da Apple diese Technik ins iPhone eingebaut hat, wird kabelloses Laden so richtig boomen, denn Apple ist immer noch Trendsetter, wenn auch mit Verzögerung. Autohersteller werden iPhone-kompatible Ladeschalen einbauen, Zubehörhersteller eine ganze Palette an Ladepads für alle möglichen und unmöglichen Lebenssituationen anbieten.

Erinnern wir uns an das iPhone 3G. Die mit großen Tönen präsentierte Innovation war, dass das neue Modell auch über UMTS funken konnte. Kritiker kommentierten das höhnisch mit: „Endlich.“ UMTS war bei Nokia damals längst Standard. Der Unterschied war allerdings, dass das iPhone ständig verbunden war und der Benutzer gar nicht mitbekam, wann die Datenverbindung genutzt wurde. Das Gerät war einfach ständig online und zwang die Mobilfunkbetreiber, neue iPhone-taugliche Tarife mit genügend Datenvolumen auf den Markt zu bringen. Heute ist das ganz normal.

Apple versteht es wie kaum ein anderes Unternehmen, bestehende Technologie zu perfektionieren. Mit eigenen Ideen geht es dem Unternehmen wie allen anderen. Innovationen müssen einem erst einmal einfallen. Die missglückte Antenne im Rahmen des iPhone 4 hat gezeigt, dass Innovation auch danebengehen kann.

manuel.reinartz@diepresse.co

Diepresse.com/Spielzeug

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2017)

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