Routine aufbrechen leicht gemacht

Change. Workhacks sollen eingefahrene Abläufe durchbrechen. Schritt für Schritt wird damit mehr erreicht als mit aufgeblähten Veränderungsprojekten. Hier sind acht Workhacks zum Ausprobieren.

Problem. Analyse. Konzept. Planung. Umsetzung. Endkontrolle. Kein Wunder, findet Organisationsentwicklerin Lydia Schültken, dass solche Veränderungsprojekte nicht funktionieren: weil sie leblos sind.
Wer eingefahrene Abläufe ändern wolle, sagt Schültken, müsse zuallererst herausarbeiten, dass sie zumindest eines der drei arbeitsbezogenen menschlichen Grundbedürfnisse adressieren. Nach Motivforscher Daniel Pink sind das Autonomie (ich darf selbst entscheiden), Können (ich will immer besser werden) und Sinn (ich will den Sinn in meiner Arbeit sehen).

Ist keines dieser Grundbedürfnisse angesprochen, fragt Schültken, warum sollten sich die Mitarbeiter dann bewegen?
Das zweite große Manko der meisten Change-Projekte ist ihre Komplexität. Sie sind zu kompliziert, zu aufgebläht, zu langwierig. Um wie viel besser sei es da, sich in kleinen Schritten, aber stetig in die richtige Richtung zu bewegen. „Minimalinvasive Interventionen“ nennt Schültken das. Im Trainerjargon heißen sie Workhacks und sind das kurze und knackige Gegenstück zu langatmigen Workshops.
Acht solcher Workhacks stellte Lydia Schültken am Mittwoch am dicht besuchten „HR Inside Summit“ in der Wiener Hofburg vor.

Retrospektive. Ein Workhack aus der agilen Scrum-Technik: Alle zwei Wochen setzt sich das Team zusammen und redet – nein, nicht über sein Sachprojekt, sondern ausschließlich über seine Zusammenarbeit. Was läuft gut, was nicht so sehr, worüber müssen wir reden. Soll Wunder für den Teamgeist wirken.

Beschwerdefreier Montag. Die Kaffeemaschine ist kaputt. Man ärgert sich, steigert sich hinein – und verlängert damit nur sein Leid. Das Gegenteil schlägt die positive Psychologie vor: nicht schimpfen, nicht beschweren, sondern den Anlass lächelnd wegschieben und eine Lösung finden. Dieses Denken übt die gesamte Belegschaft ab jetzt jeden Montag. Manche brauchten Jahre, sagt Schültken, bis sie einen ganzen Tag durchhalten. Doch langsam, Schritt für Schritt, zieht eine konstruktive Grundhaltung ins Unternehmen ein.

Lunch-Roulette. Wahllos zusammengewürfelte Mitarbeiter aller Ebenen gehen miteinander Mittagessen. So lernen sie sich halb-privat kennen. Besonders heilsam für Kollegen aus Abteilungen, die einander nicht immer so grün sind.

Timeboxing. Verblüffend, wie viel man weiterbringt, wenn die Zeit knapp ist. Meetings, Reden, sogar kreative Brainstormings schaffen mit engen Zeitvorgaben so gleichen Output wie zuvor.

Krötentag. To-Do-Listen werden von oben nach unten abgearbeitet. Nicht am Krötentag: Da beginnt man mit den Unliebsamkeiten am unteren Ende. Das befreit – weil man sie endlich los ist oder weil man feststellt, dass sie sich längst erledigt haben.

Why-Talk: Warum bin ich hier? Warum nicht woanders? Kollegen denken laut über den Sinn ihrer Arbeit nach. Und finden in den Begründungen der anderen neuen Ansporn für sich selbst.

Culture Box. Was bedeutet das Unternehmen für mich? Diese Frage beantworten Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden. Oft mit erfrischenden Erkenntnissen. Ganz falsch sei, das Management zu fragen. Da kommen nur Platitüden.

Fokuszeit. Die Politik der offenen Tür bringt Stress und ständige Unterbrechungen. Dagegen helfen regelmäßig ausgerufene Fokusstunden. In denen darf jeder konzentriert arbeiten, niemand stört. Konsequente Unternehmen kommunizieren das sogar über ihre Telefonschleife. Es heißt, die Anrufer wären neidisch.

(Print-Ausgabe, 30.09.2017)

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