Irans Opposition berichtet über Festnahmen prominenter Regimekritiker und weitere Zusammenstöße. Der Leichnam des Neffen von Oppositionsführer Moussavi wurde indessen offenbar aus Teheran fortgeschafft.
Nach den blutigen Protesten am Sonntag berichtet die iranische Opposition über weitere Zusammenstöße und die Festnahme von Vertrauten des ehemaligen Präsidenten Mohammed Chatami und des Oppositionsführers Mir-Hossein Moussavi. Der Leichnam von Moussavis Neffen - bei den Protesten erschossen - ist angeblich verschwunden.
Der Körper des Toten sei aus dem Krankenhaus in Teheran fortgeschafft worden und unauffindbar, sagte der Bruder des getöteten Seyed Ali Moussavi am Montag der Internetseite Parlemannews. Zuvor war bereits unklar gewesen, ob die Behörden eine Erlaubnis für ein Begräbnis erteilen würden, da die Opposition die Trauerfeier für Proteste nutzen könnte. Demonstranten, die am Montag forderten, den Körper herauszugeben, wurden laut der Webseite Norooz von der Polizei mittels Tränengas auseinander getrieben.
Festnahmen prominenter Regimekritiker
In den frühen Morgenstunden stürmten iranische Sicherheitskräfte indessen die Büros mehrere Regimekritiker in Teheran: Mindestens sieben Personen wurden verhaftet. Unter den Verhafteten ist eine sehr bekannte Stimme der Opposition: Ibrahim Yazdi, ehemaliger iranischer Außenminister und nun Führer der verbotenen Freiheitsbewegung. Verhaftet wurden weiters mehrere Berater von Ex-Präsident Chatami, sowie drei enge Berater von Oppositionsführer Moussavi. Auch rund 300 Demonstranten sollen verhaftet worden sein.
Weder die Angaben der Opposition noch die der Regierung konnten überprüft werden. Ausländischen Journalisten ist die direkte Berichterstattung über die Demonstrationen im Iran untersagt.
Karoubi verurteilt Gewalt
Unterdessen hat sich einer der bekanntesten moderaten Kleriker des Landes zu Wort gemeldet: Mehdi Karoubi. Auf seiner Webseite kritisierte Karoubi das Vorgehen der Regierung gegen die Demonstranten heftig und warf den politisch Verantwortlichen vor, die Religion nicht zu respektieren: "Was ist mit diesem religiösen System passiert, dass es das Töten unschuldiger Menschen an einem heiligen Tag des Aschura-Festes anordnet?".
Die Regimegegner hatten am Sonntag das Ashura-Fest genützt, um trotz massiver Polizeipräsenz erneut zu Zehntausenden auf die Straße zu gehen. Dabei wurden, der Opposition zufolge, mindestens 15 Menschen getötet - darunter auch der 35-jährige Neffe von Oppositionsführer Mir-Hossein Moussavi.
(Ag./Red.)