Lufthansa bietet 500 Millionen Euro für insolvente Alitalia

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Die Hälfte des Personals - 6000 Mitarbeiter - sollen gehen müssen. Italien zögert, ob es das Angebot annehmen soll. Bei der Air Berlin ruft die Gewerkschaft zum Protest gegen eine mögliche Entlassungswelle auf.

Die Lufthansa bietet 500 Millionen Euro für die Alitalia. Die AUA-Mutter sei lediglich an der Übernahme der Flugsparte und nicht am Handlingbereich interessiert, berichtete die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montag.

Der Plan der Lufthansa sieht die Streichung von 6000 Stellen bei der italienischen Fluggesellschaft vor, was einer Halbierung des Personals betrifft, berichtete das Blatt. Kurze und mittellange Flüge, die wegen der starken Konkurrenz von Billig-Fluglinien weniger rentabel sind, sollen zugunsten von Langstreckenrouten reduziert werden.

Wegen der starken Stellenkürzungen sei die italienische Regierung entschlossen, das Angebot der Lufthansa vorerst auf Eis zu legen. Nicht ausgeschlossen werden Verhandlungen mit der Airline zur Reduzierung der bei Alitalia geplanten Jobkürzungen. Die Regierung bemüht sich, einen zerstückelten Verkauf der Alitalia abzuwenden. Die Frist für die Einreichung verbindlicher Angebote für die marode italienische Airline läuft am Montag um 18 Uhr ab. Im Rennen um Alitalia sind noch der US-Investmentfonds Cerberus und EasyJet.

Ungewisse Zukunft für Air-Berlin-Mitarbeiter

Auch bei der insolventen Air Berlin zittern die Arbeitnehmer um ihre Zukunft. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft nach der AUA-Mutter Lufthansa hatte im Zuge der Insolvenz mitgeteilt, es gebe gute Aussichten für 80 Prozent der mehr als 8000 Beschäftigten. Bisher ist jedoch nur klar, dass bis zu 3000 Mitarbeiter zur Lufthansa wechseln können, vor allem zu deren Billigtochter Eurowings. An die größte deutsche Fluggesellschaft gehen 81 von 134 Flugzeugen.

Für andere Bereiche gibt es noch immer keine Lösung, darunter die Verwaltung und die Technik. Mit der britischen Fluggesellschaft Easyjet verhandelt Air Berlin weiter über einen Verkauf mehrerer Maschinen. Einen Abschluss gab es laut einem Air-Berlin-Sprecher am Sonntag nicht.

Die Zeit drängt. Die Gläubiger wollen am 24. Oktober über den Verkauf entscheiden, anschließend prüft die europäische Wettbewerbsbehörde in Brüssel das Geschäft. Das wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Erst dann kann der Kauf formal vollzogen werden.

Gewerkschaft ruft zu Protesten auf

Die Gewerkschaft Verdi hat die Mitarbeiter der Air Berlin für Montag zu einer "aktiven Mittagspause" aufgerufen. "Die Beschäftigten wollen mit dieser Aktion Druck auf den Arbeitgeber, den Insolvenzverwalter, Sachverständige, den Gläubigerausschuss und die Investoren machen, um Perspektiven für die Zukunft der Mitarbeiter zu schaffen", erklärte Verdi am Sonntag.

Eine zentrale Forderung sei die Gründung einer Transfergesellschaft. Hierfür müssten "Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren soziale Verantwortung übernehmen und Gelder zur Verfügung stellen", heißt es in der Mitteilung der Gewerkschaft. Air Berlin hatte zuletzt immer wieder signalisiert, offen für eine Transfergesellschaft zu sein. Die Fluggesellschaft könne diese aber nicht finanzieren.

Verdi hatte die Lufthansa zu verbindlichen Personalübernahmen aller betroffenen Mitarbeiter aufgefordert. Die Protestaktion soll von 12 bis 13 Uhr auf dem Air Berlin-Gelände in Berlin-Tegel stattfinden. Ein weiteres Zeichen an die Mitarbeiter setzte die deutsche Agentur für Arbeit: Sie öffnete diesen Montag ein Büro in der Zentrale der Air Berlin, wo sie sich arbeitssuchend melden können.

Die Air Berlin ist seit Mitte August insolvent. Der Flugbetrieb war seitdem nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Abend des 27. Oktober soll der Flugbetrieb eingestellt werden.

Rom hält Alitalia bis Herbst 2018 am Leben

Die italienische Regierung in Rom verlängerte am Freitag ihrerseits den Brückenkredit für die Pleite-Fluglinie von November dieses Jahres bis September 2018. Der Ministerrat beschloss auch, 300 Millionen Euro zusätzlich zuzuschießen. Alitalia wird daher dem Staat 900 Millionen Euro zurückzahlen müssen. Die Regierung hatte der Airline im Frühjahr bereits 600 Millionen Euro für den Erhalt des Flugbetriebs gewährt.

Premier Paolo Gentilonis Hauptziel ist es, Alitalia eine Zerstückelung zu ersparen. Dafür hat die Regierung die Frist für den Abschluss des Verkaufsverfahrens vom 5. November auf den 30. April verlängert. Die Airline wird mit circa 800 Millionen Euro bewertet.

(APA7dpa)

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