Der Nachfolger von Franco Foda soll die richtige Mischung aus Emotionen und Ruhe mitbringen. Der Neo-Teamchef fürchtet beim ÖFB-Lehrgang Liebesentzug.
Graz. Vereinsrekord, Tabellenführung – eigentlich hat Sturm Graz diesen Herbst allen Grund zur Freude, wäre da nicht der bevorstehende Abschied von Erfolgscoach Franco Foda. Der Deutsche wurde vergangenen Montag als ÖFB-Teamchef vorgestellt, mit 1. Jänner 2018 wird er sich offiziell nur noch um die Belange des österreichischen Nationalteams kümmern. In Graz läuft daher die Suche nach einem passenden Nachfolger auf Hochtouren.
„Wir wollen den erfolgreichen Weg weiterführen, das macht das Ganze natürlich speziell herausfordernd“, erklärte Sportdirektor Günter Kreissl nach dem 0:0 im Schlager gegen Rapid im „Sky“-Interview. „Diese Woche war für mich eine Recherchewoche.“ Neben den „zwei, drei Namen, die mich von Anfang an interessiert haben“ – Ex-Rapidtrainer Zoran Barišić soll ebenso im Gespräch wie Roman Mählich von Wiener Neustadt sein –, habe er den deutschsprachigen Markt sondiert und versucht, Informationen über mögliche Kandidaten einzuholen und erste Gespräche zu führen. Keinesfalls soll die Entscheidung überstürzt getroffen werden. „Wir haben jetzt keine Eile, es wird step by step weitergehen“, betonte Kreissl, der eine frühe Präsentation ohnehin für riskant hält, „weil pausenlos bei jedem Sieg, jeder Niederlage gefragt werden würde, was das für ihn bedeutet. Ob es gut oder schlecht ist, wie er die Leistung der Mannschaft einschätzt.“
Für Klubpräsident Christian Jauk ist es zudem wichtig, dass der neue Cheftrainer zum Klub passt. „Sturm ist ein emotionaler Verein, da braucht man die nötige Ruhe, am Ende des Tages entscheidet die Qualität“, meinte Jauk und äußerte sich auch zu einem möglichen Nachfolger: „Roman Mählich ist, kann ich nur sagen, ein sympathischer Bursche, passt eigentlich ganz gut zu Sturm.“ Zu viel Bedeutung wollte er diesen Worten über den Exprofi mit schwarz-weißer Vergangenheit (1995–2003) aber nicht zugestanden wissen. „Jeder Kommentar, jedes Wort, das ich jetzt abgebe, bitte nicht überzuinterpretieren. Wir wissen es noch nicht, jede Spekulation ist derzeit viel zu früh.“
Prödl sagt für ÖFB-Team ab
Foda absolviert mit dem Teamcamp in Marbella seine Premiere als ÖFB-Teamchef. „Ich werde Liebesentzug haben, weil ich eine Woche von meiner Frau und Sturm Graz getrennt bin“, sagte der 51-Jährige mit einem Schmunzeln. Auf die Frage, ob er das Bundesliga-Topspiel auch aus der Teamchef-Perspektive betrachtet habe, meinte Foda: „Wenn ich das könnte, wäre ich, auf Österreichisch gesagt, ein Wunderwuzzi.“
Watford-Legionär Sebastian Prödl verspürt nach einer Oberschenkelverletzung noch Schmerzen und sagte für den Lehrgang und das Testspiel gegen Uruguay (14. November) ab, Dominik Wydra vom deutschen Zweitligisten Aue wurde nachnominiert. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2017)