Saudiarabien: "Libanons Regierung erklärt uns den Krieg"

Der Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten beschäftigt den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (im Bild).
Der Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten beschäftigt den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (im Bild).REUTERS
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Der Druck auf der arabischen Halbinsel wächst. Der Golfminister von Saudiarabien fordert die libanesische Regierung auf, die "Angelegenheiten zu richten". Der Kronprinz wirft dem Iran direkte militärische Aggression gegen sein Land vor.

Zwei Komponenten wirbeln derzeit die politische Lage auf der arabischen Halbinsel auf: der Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten Saad al-Hariri und die immer offener zutage tretenden Ambitionen des saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der einen härteren Kurs gegenüber dem Iran propagiert.

Und so wundert es nicht, dass Saudiarabien den Druck auf den Libanon erhöht. Der Libanon zählt zu jenen Staaten, in denen keiner der beiden großen muslimischen Religionszweige eindeutig dominant ist. Der zurückgetretene Premierminister zählt zu den Sunniten. Der Iran unterstützt die schiitische Hisbollah-Miliz im Land. Und eigentlich gäbe es noch einen großen Anteil von Christen im Land. Das sunnitische Saudiarabien will ein Abdriften des Libanons in den iranischen Einflussbereich verhindern, die Regierung erhöht den Druck.

Die libanesische Regierung werde als eine Regierung behandelt, "die Saudiarabien den Krieg erklärt", sagte der Golfminister des Königreichs, Thamer al-Sabhan, am Montag dem Sender Al-Arabija. Zur Begründung verwies er auf die libanesische Hisbollah-Miliz, die von Saudiarabiens Erzrivalen Iran unterstützt wird. Er warf ihr Aggression vor.

Al-Sabhan äußerte sich, nachdem Libanons Ministerpräsident Saad al-Hariri am Wochenende von Saudi-Arabien aus seinen Rücktritt erklärt hatte. Hariri begründete dies mit Angst um sein Leben und warf dem Iran und der Hisbollah vor, Zwietracht in der Region zu schüren.

Libanesen müssten Angelegenheiten richten

Sabhan sagte, "es gibt diejenigen, die (die Hisbollah) stoppen und dazu bringen werden, in die Höhlen im Süden des Libanon zurückzukehren". Den Libanesen müssten diese Risiken bewusst sein. Sie müssten "die Angelegenheit" richten, "bevor sie an den Punkt gelangen, von dem es keine Rückkehr gibt".

Die libanesische Regierung reagierte zunächst nicht auf Sabhans Worte. Die Hisbollah ist sowohl eine mächtige militärische als auch eine politische Organisation, die im Parlament des Libanon und in der Regierungskoalition vertreten ist, die unter Hariri im vergangenen Jahr gebildet wurde.

Hariri hat Saudiarabien mittlerweile verlassen und ist in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gereist. Dort wolle er Kronprinz Mohammed bin Said treffen, teilte Hariris Büro in Beirut am Dienstag mit.

Kronprinz wirft Iran militärische Aggression vor

Der künftige König Saudiarabiens richtet seine mahnenden Worte direkt an den Iran. Kronprinz Mohammed bin Salman hat dem Erzrivalen eine militärische Aggression durch Raketenlieferungen an die Houthi-Rebellen im Jemen vorgeworfen - dort ist der Bürgerkrieg zwischen religiösen Milizen seit Jahren voll ausgebrochen. Dies könne einen "kriegerischen Akt gegen das Königreich" darstellen, zitierte die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA am Dienstag den Kronprinzen.

Bin Salman habe sich in einem Telefonat mit dem britischen Außenminister Boris Johnson geäußert. Die saudiarabische Luftwaffe hatte am Samstag eine Rakete abgefangen, die von Houthi-Rebellen in Richtung der saudiarabischen Hauptstadt Riad abgefeuert worden war.

Im Jemen führen Saudiarabien und Iran einen Stellvertreterkrieg. Saudiarabien versteht sich als Schutzmacht der Sunniten, der Iran als die der Schiiten. Hinzu kommt, dass der Iran durch das internationale Atomabkommen, das US-Präsident Donald Trump infrage stellt, aus seiner Isolation kommt und als Regionalmacht immer mehr Bedeutung gewinnt.

Der Iran leistet den schiitischen Houthi-Rebellen Beistand, die die Regierung des Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi gestürzt haben und ihr Korruption vorwerfen. Saudiarabien wirft dem Iran vor, den Houthi militärisch zu helfen, was die Regierung in Teheran aber bestreitet. Saudiarabien, das an den Jemen grenzt, bekämpft die Houthi-Rebellen unter anderem durch den Einsatz der Luftwaffe und will der international anerkannten Regierung Hadis wieder zur Macht verhelfen. Der Konflikt hat eine der größten Krisen weltweit ausgelöst, Tausende Menschen kamen bisher ums Leben.

(APA/Reuters)

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