Der niederösterreichische Scheinwerferhersteller ZKW wird noch heuer an den südkoreanischen Konzern LG Electronics verkauft. Das berichtet das Industriemagazin.Der Verkaufspreis liegt dem Vernehmen nach deutlich über einer Milliarde Euro.
Gerüchte über den bevorstehenden Verkauf des niederösterreichischen Paradeunternehmens ZKW reißen nicht ab. Hatte es vor einem Jahr geheißen, der japanische Elektronikkonzern Panasonic würde rund eine Milliarde Dollar bieten, so scheint nun der Wettlauf um den Scheinwerferhersteller zugunsten des südkoreanischen Riesen LG Electronics auszugehen. Entsprechende Meldungen aus Südkorea gab es bereits Ende August. Heute Mittwoch berichtet das "Industriemagazin", dass LG Electronics in dem vom Rothschild Global Advisory gemanagten Verkaufsprozess zu Endgesprächen eingeladen worden sei. Mit dem Closing werde in den kommenden Wochen, „auf alle Fälle vor Weihnachten“, zu rechnen sein.
Der Verkaufspreis liegt dem Vernehmen nach deutlich über einer Milliarde Euro. Der bisherige Eigentümer, der 76jährige deutsche Industrielle Ulrich Mommert, ziehe sich völlig aus dem Unternehmen zurück. Am Bieterprozess beteiligt waren unter anderem die Konzerne Magna, Panasonic und ein deutsches Familienunternehmen aus der Zulieferbranche.
Den Standort Wieselburg würde der hohe Kaufpreis enorm unter Renditedruck setzen, heißt es im "Industriemagazin". Als Teil der relativ jungen LG Automotive Sparte LG Vehicle Components dürften die Wieselburger jedoch Zugang zu neuen Kundensegmenten bekommen.
Eine Bestätigung für den Verkauf von ZKW gibt es vorerst nicht. Man würde Marktspekulationen nicht kommentieren, teilte LG am Mittwoch gegenüber der Finanzagentur Bloomberg mit.
Die Südkoreaner erlösten zuletzt 43 Milliarden Euro, sie sind zweitgrößter Smartphone-Hersteller des Landes hinter Samsung und sehen offenbar Geschäfte mit der Autoindustrie als Wachstumstreiber. ZKW ist ein global agierendes Technologieunternehmen. Die Firmengeschichte verlief äußerst turbulent. Die Gründung erfolgte 1938 durch Kommerzialrat Karl Zizala in Wien – daher der Name ZKW. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Metallwaren aller Art her. In den 1950er-Jahren spezialisierte sie sich auf Produkte für die Fahrzeugindustrie wie Auspuffe, Räder und Griffe für Mopeds.
In den 1970er-Jahren ging es nach dem Tod des Firmengründers wirtschaftlich bergab. Daher gab die Gründerfamilie Anteile ab. 1982 wurde ZKW von der deutschen Industriellenfamilie Mommert übernommen. Diese hatte mit der Autowirtschaft zu tun.
Unter dem neuen Eigentümer erfolgte die Fokussierung auf die Kfz-Beleuchtung. Richtig durchgestartet sind die Niederösterreicher ab dem Jahr 2007, als kurz hintereinander Werke in der Slowakei, China und Indien eröffnet wurde.
Zwar gab es nach Ausbruch der Finanzkrise Rückgänge in der Produktion von rund 30 Prozent. Doch mittlerweile wird wieder kräftig expandiert. Im September des Vorjahres wurde in Wieselburg ein neues Produktions- und Logistikwerk eröffnet. Dafür wurden 35 Millionen Euro investiert. Mitte Mai wurde eine Produktion in Mexiko eröffnet.
Der Konzern beschäftigt mehr als 7500 Mitarbeiter an acht Standorten in Europa, Asien und Amerika und zählt zu den führenden Anbietern von Licht- und Scheinwerfersystemen für die Automobilindustrie. Auf der Kundenliste stehen große Automobilhersteller wie Audi, Porsche, VW, BMW, Ford oder Daimler und Nutzfahrzeuge-Hersteller. Im Vorjahr stieg der Umsatz von 728 auf 986,5 Millionen Euro.