Kraftwerks- und Windkraft-Sparte machen Siemens zu schaffen

Siemens-Chef Joe Kaeser
Siemens-Chef Joe KaeserAFP (CHRISTOF STACHE)
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Siemens hat im abgelaufenen Jahr den Gewinn auf 6,2 Milliarden Euro gesteigert. "Die meisten Geschäfte sind so stark wie nie", sagt Vorstandschef Joe Kaeser. "Dennoch haben wir in einzelnen Geschäften strukturelle Aufgaben zu bewältigen."

Probleme im Kraftwerksgeschäft und in der Windkraft-Sparte lasten auf Siemens. Im vierten Quartal ging das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft deshalb überraschend um zehn Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurück, wie der Industriekonzern am Donnerstag mitteilte. Damit verfehlte Siemens die Erwartungen der von Reuters befragten Analysten deutlich. Im gesamten Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende September) reichte es aber zu einem Anstieg des Nettogewinns um elf Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 83 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang stagnierte auf Vorjahresniveau. Die Dividende soll um zehn Cent auf 3,70 Euro erhöht werden.

"Die meisten Geschäfte sind so stark wie nie und für das digitale Zeitalter bestens gerüstet", sagte Vorstandschef Joe Kaeser vor der Bilanzpressekonferenz in München. "Dennoch haben wir in einzelnen Geschäften strukturelle Aufgaben zu bewältigen."

In der Sparte Power & Gas, der die Energiewende zu schaffen macht, brach das Ergebnis von Juli bis September um 40 Prozent ein. Aber auch mit erneuerbaren Energien läuft es nicht: Der spanisch-deutsche Windanlagenbauer Siemens Gamesa schrieb sogar Verlust. Erst vor wenigen Tagen kündigte Gamesa die Streichung von 6000 Arbeitsplätzen an. In der Siemens-Kraftwerkssparte wird zudem der Abbau von mehreren tausend Stellen erwartet. Es drohen auch Werksschließungen. Im Wirtschaftsausschuss am 16. November will Siemens erstmals über die konkreten Pläne informieren.

Die Umstrukturierungen überschatten auch die Erwartungen für das neue Geschäftsjahr 2017/18. Denn die Kosten, die der Abbau verursacht, hat Siemens aus den Gewinnprognosen ausgeklammert. Die Umsatzrendite im industriellen Geschäft soll wie 2016/17 zwischen elf und zwölf Prozent liegen, erreicht hat der Konzern 11,2 Prozent. Beim Ergebnis je Aktie peilt Siemens erneut 7,20 bis 7,70 Euro an. 2016/17 waren es 7,44 Euro.

Die Struktur des Konzerns dürfte sich im kommenden Jahr auch durch die geplante Fusion des Zuggeschäfts mit dem französischen Rivalen Alstom und den Börsengang der Medizintechnik-Sparte Healthineers ändern. Der zuständige Vorstand Michael Sen bekräftigte, dass die profitabelste Sparte des Konzerns wie geplant im ersten Halbjahr 2018 an die Börse gebracht werden solle: "Der Fahrplan steht und wir machen gute Fortschritte." Mit einem geschätzten Firmenwert von bis zu 40 Milliarden Euro könnte es einer der größten Börsengänge in Deutschland überhaupt werden. Die Aufträge an die Investmentbanken hat Siemens schon vergeben.

Allerdings geht Healthineers die Emission mit einem neuen Finanzchef an: Thomas Rathmann werde zum 1. Dezember durch Jochen Schmitz ersetzt, der bisher für die Finanzberichte und das Controlling bei Siemens verantwortlich zeichnete. Von 2004 bis 2011 hatte er für die Medizintechnik-Sparte gearbeitet.

(Reuters)

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