Dem Supermarkt reicht es nicht mehr, nur Supermarkt zu sein. Er will immer mehr Zusatzservices aufnehmen. Die Strategie erinnert stark an die des Angstgegners Amazon.
Wien. Billa-Mitarbeiter traten vor Kurzem mit einer Frage an ihre Chefs Josef Siess und Robert Nagele heran: Zahlen sich die fünf Mio. Euro für das neue Onlinelager, die Tests für elektronische Etiketten und Kühlboxen, schlicht der ganze Aufwand für so viel Zukunftsmusik aus? „Wir wissen es nicht“, antworteten sie. Aber im schlimmsten Fall habe Billa in ein paar Jahren ein paar Millionen in den Sand gesetzt. Das sei angesichts des Alternativszenarios recht attraktiv. Das lautet: nicht dabei sein und deutlich mehr verlieren.
In der Belegschaft sei die Botschaft angekommen, obwohl etliche Mitarbeiter keine Smartphones besitzen. Die Anekdote unterhielt am Montagabend die im Palais Ferstel versammelten Unternehmer. Vor zehn Jahren wurde hier der Hausverstand aus der Taufe gehoben, nun war es Zeit für eine neue Zukunftsstrategie. Betriebsgeheimnisse hörten die Branchenkollegen wenig überraschend keine, dafür die Grundbotschaft: „Wir wollen die Menschen von den Lasten der Haushaltsversorgung befreien.“ Und sie gingen mit dem Gefühl, dass sich hier einer selbst in Ansätzen kannibalisiert, damit es nicht ein anderer – namentlich Amazon – tut.