Bis zum Rauswurf: Unis wollen strengere Regeln für Studenten

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Die Unis fordern, dass das Studienrecht modernisiert wird. Sie wollen die Unterscheidung zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudenten. Die Ewig-Studenten sollen dafür wegfallen.

Die Unis wollen strengere Regeln für ihre Studenten – bis hin zur Exmatrikulation, wenn sie zu lange keine Prüfungen ablegen. „Den Sonderweg Studieren auf Österreichisch sollte man beenden“, sagt Rektorenchef Oliver Vitouch. „Der hat sich nicht bewährt.“ Mit Sonderweg meint er: Studierende können negative Prüfungen bis zu vier Mal wiederholen, so viele Fächer inskribieren, wie sie wollen, jahrzehntelang keine Prüfungen ablegen. „Das ist schon fast weltkulturerbeverdächtig.“

Nein, fauler seien die österreichischen Studenten nicht, sagte der Rektor der Universität Klagenfurt auf eine entsprechende Frage. Das Problem sei das Studienrecht: „Die Studenten dürfen fast alles und sie müssen fast gar nichts.“ Das führe mitunter dazu, dass man sich verzettle – statt planvoll und konsequent zu studieren. Weil sich nicht jeder selbst am Krawattl packe, wenn es von außen nicht so viel Struktur gibt. „Das ist insgesamt ein Laissez-faire-System, das maximal frei und fördernd gedacht ist, aber zum Scheitern einlädt“, sagt Vitouch.

Von einer neuen Regierung fordern die Unis daher eine Modernisierung des Studienrechts. Sie wollen dabei, dass zwei Kategorien geschaffen werden: einerseits Vollzeitstudenten, andererseits Teilzeitstudenten. Wobei zweitere um einen definierten Zeitraum länger studieren, den Job reduzieren und dafür auch Stipendien bekommen sollen. Die dritte Kategorie, die es bisher in der Praxis gibt - die Studenten, die aus unterschiedlichen Gründen ewig studieren - müsse dafür wegfallen.

Weniger Wiederholungen

Generell will Vitouch eine stärkere Strukturierung, er nennt etwa eine Art Studienvertrag, in dem definiert ist, was wann geleistet werden soll, ähnlich wie bei Doktoratsstudien. Die Zahl der Prüfungswiederholungen sollte von derzeit drei bis vier reduziert werden, denkbar wären etwa zwei. Und nach einer gewissen Zeit der Prüfungsinaktivität sollte eine Exmatrikulation erfolgen. Da gebe es vorher auch noch andere Möglichkeiten, etwa Beratung oder eben ein Teilzeitstudium. „Aber es soll so aufgesetzt sein, dass es der Regelzustand ist, aktiv zu studieren.“

Studiengebühren – dieses Thema poppe als als einer der wenigen uni-relevanten Punkte aus den Koalitionsverhandlungen auf, meint der Rektor – hält Vitouch für eine Möglichkeit, die Ernsthaftigkeit des Studierens zu erhöhen. „Aber nicht die einzige und nicht die beste.“ Genrell seien Gebühren „ein ziemlich vermintes Thema“, wie der Klagenfurter Rektor sagt. Denn eine Befürchtung sei diesbezüglich auch, dass sie - wenn sie einmal eingeführt sind - durch die Decke gehen, wie das unlängst in England der Fall war.

Mehr Geld für Grundlagen

Geld ist aber das zweite Thema, auf das die Uni drängen. „Ich weiß, es ist langweilig, immer über die Finanzierung zu reden“, sagt Vitouch. Die Erwartung ist aver, „dass man wenigstens einmal die zehn Jahre alte Ankündigung, zwei Prozent des BIP in den tertiären Bildungsbereich zu investieren, erreicht“. Derzeit sei man von einem Pfad dorthin so weit weg wie eh und je. „Uns fehlt nach wie vor ein Milliardenbetrag.“ Was die Forschungsförderung angeht, so dröngen die Universitäten darauf, dass deutlich mehr Geld für die Grundlagenforschung fließt.

Dass das Universitätsbudget mit der Auflage, bis zum 31. Jänner die neue Studienplatzfinanzierung umzusetzen, vor der Wahl noch knapp vor die Ziellinie gebracht worden sei, sei ein erster Schritt, sagte Vitouch. Jetzt brauche es aber „keinen Mohnzutz, sondern konsequente Aufbauarbeit“. „Wesentlich ist eine rasche und faire Umsetzung, inklusive Aufnahmeverfahren.“ Wie Vitouch pointiert sagt: „Die österreichischen Unis müssen wieder als Universitäten funktionieren können und nicht als marode Filialen von Wolkenkuckucksheim.“

(beba)

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