International. Die europäische Gemeinschaftswährung gilt nicht nur in der Eurozone: Insgesamt 24 Staaten haben ihre Währung freiwillig an den Euro gebunden. In den Reserven der Staaten und im Zahlungsverkehr hat sich der Euro hinter dem Dollar den zweiten Platz gesichert.
Wien. Der Euro ist als Abkommen zwischen ursprünglich zwölf Nationalstaaten zustande gekommen – kann sich also mit Fug und Recht als wahrhaft internationale Währung bezeichnen. Keine andere Währung mit dieser Bedeutung hat eine ähnliche Konstruktion: Dollar, Pfund, Yuan und Yen sind allesamt „klassische“ Nationalwährungen, deren Notenbank sich gegenüber einer einzelnen Regierung verantworten muss.
Diese spezielle Rolle des Euro bringt Vor- und Nachteile. Die EZB bezeichnet sich wohl zu Recht als „unabhängigste“ Notenbank der Welt – da keine einzelne Regierung in ihr Handeln eingreifen kann.
Aber Zweifel an der dauerhaften Stabilität der Eurozone sowie gelegentlich auftretender interner Zwist haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die globale Bedeutung des Euro abgenommen hat. In einem Satz: Nach der Krise konnte König Dollar seine Macht als internationale Leitwährung festigen. Der Euro belegt einen guten zweiten Platz. Laut EZB werden aktuell 64 Prozent aller Währungsreserven in Dollar gehalten, knapp 20 Prozent in Euro. Den Rest teilen sich Yuan und Yen.
Wenn es um den internationalen Zahlungsverkehr geht, ist der Euro deutlich knapper am Dollar dran: Hier entfallen 42 Prozent auf die US-Währung und 31 Prozent bereits auf die europäische Gemeinschaftswährung. Ein besonders heikler Sektor, in dem die Währungen sich ein Match liefern, ist der Ölhandel.
24 Staaten hängen freiwillig am Euro
Hier ist der Dollar zwar weiter praktisch unangefochtene Nummer eins, aber Länder wie der Iran oder auch Libyen setzen dem Vernehmen nach verstärkt auf den Euro. Tatsächlich hat es ja wenig Sinn, wenn ein Ölstaat mit einem europäischen Land in Dollar handeln muss. Das führt gleichzeitig dazu, dass europäische Länder keine allzugroßen Dollar-Währungsreserven mehr vorhalten müssen.
China verfolgt eine ähnliche Strategie bei der Internationalisierung des Yuan und strebt sogar ein Ölpreisfixing in seiner eigenen Landeswährung an. In Europa verlässt man sich viel stärker auf den Markt – und den eigenen politischen Einfluss. Denn die internationale Rolle des Euro beschränkt sich nicht auf den Ölhandel oder den Zahlungsverkehr. Nicht weniger als 24 Staaten außerhalb der Eurozone, von Dänemark bis zum Senegal, haben ihre nationalen Währungen an den Euro gebunden.
In Afrika hängt die Bedeutung des Euro natürlich stark mit der kolonialen Geschichte Frankreichs zusammen – und mit der Rolle, die der französische Franc dort gespielt hat. Aber auch andere Staaten, wie etwa Montenegro oder der Kosovo, haben sich dem Euro als Landeswährung verschrieben – obwohl sie auf die Geldpolitik keinen Einfluss haben.
Im Kosovo war nach dem Ende des Jugoslawien-Krieges lange Zeit die Deutschmark die dominante Währung. Nach der Einführung des Euro in der EU wurden Euro-Banknoten und Scheine auch in den Kosovo geliefert, damit die neue Währung auch dort die D-Mark ablösen kann. Weitere Spezialfälle sind die Kleinstaaten Monaco, San Marino und der Vatikan. Diesen ist auf der Basis von monetären Abkommen mit Frankreich und Italien sogar erlaubt, eigene Euro-Münzen mit nationalen Symbolen zu prägen. Auf die Geldpolitik haben sie allerdings ebenfalls keinen Einfluss.
Schwierige Verhandlungen mit Andorra
Der Fall von Andorra war ein bisschen komplizierter. Dieser Zwergenstaat hatte bis 2002 gar keine eigene Währung, es wurden einfach der französische Franc und die spanische Peseta verwendet. Das Land selbst stellte auch sofort mit Einführung des Euro-Bargeldes auf die neue europäische Währung um – aber eigene Münzen darf Andorra erst seit 2013 prägen.
Das war das Ergebnis von jahrelangen Verhandlungen zwischen Andorra und der EU, an deren Ende ebenfalls ein monetäres Abkommen erzielt wurde. Der Grund für die Verzögerung war die heftige Kritik der EU an dem äußerst strengen Bankgeheimnis in Andorra. (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2017)