„Facebook finde ich fair bewertet“

„US-Technologieaktien werden vom wachsenden Onlinehandel profitieren“, meint Fondsmanager Alexander Farman-Farmaian.
„US-Technologieaktien werden vom wachsenden Onlinehandel profitieren“, meint Fondsmanager Alexander Farman-Farmaian.(c) Akos Burg
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Die fulminanten Kurszuwächse bei den US-Technologieaktien hält Fondsmanager Alexander Farman-Farmaian für gerechtfertigt. Denn die Unternehmensgewinne steigen kräftig.

Die Presse: Der Onlinehandel boomt anscheinend unaufhaltsam. Wie lang wird der Auftrieb bei den entsprechenden Technologieaktien noch so weitergehen können?

Alexander Farman-Farmaian:

Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Und zwar aus gutem Grund. Meistens wachsen Unternehmensgewinne prozentuell immer langsamer, je größer die Konzerne werden. Doch bei Unternehmen wie Amazon, Facebook und Alphabet, in die der Edgewood L Select US Select Growth Fund zu einem guten Teil investiert, ist genau das Gegenteil der Fall. Je größer sie werden, desto mehr nimmt mittlerweile auch die Gewinndynamik zu. Das ist eine durchaus ungewöhnliche Entwicklung.

Worauf führen Sie das zurück?

Die rasante Entwicklung wird unter anderem von den neuen Technologien wie dem Smartphone angeheizt. Dadurch sind die Menschen ständig mit dem Internet verbunden und nicht erst abends, nach der Arbeit. Es wird also noch mehr online eingekauft. Zudem können auf den Smartphones inzwischen auch Werbefilme etwa auf YouTube abgespielt werden. Das bringt Alphabet zusätzliche Einnahmen.

Sie halten Technologieaktien also nicht für zu teuer?

Gerade Facebook finde ich derzeit durchaus fair bewertet, trotz des fulminanten Kursanstiegs. Schließlich ist allein im dritten Quartal der Überschuss um fast 80 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres hinaufgeschnellt. Obendrein setzen diese Konzerne auf Geschäftsmodelle, die auch einen Wirtschaftsabschwung relativ gut durchtauchen können. Mag sein, dass dann weniger Werbung gebucht wird. Aber Facebook und Alphabet nehmen herkömmlichen Medien noch immer Marktanteile weg. Zudem wird in schlechten Zeiten umso mehr nach Schnäppchen gesucht, und diese sind meistens online, etwa bei Amazon, zu finden.

Dafür verlangsamen sich die Geschäfte bei „realen“ Einzelhändlern, beispielsweise bei der Sportkette Finish Line. Das hat den Kurs der Nike-Aktie, in die Sie investiert sind, zwischenzeitlich belastet.

Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund. Klar, Nike wird in Zukunft über diese Schiene weniger Schuhe verkaufen. Es gibt deshalb aber nicht weniger Füße, die auf neue Sportschuhe warten. Inzwischen mischt Nike ohnedies verstärkt im Onlinehandel mit. Seit einigen Monaten können Nike-Produkte obendrein bei Amazon gekauft werden. Damit wird auch die Aktie wieder interessanter.

Ihre größte Fondsposition ist der Kreditkartenanbieter Visa. Warum nicht gleich mit Bitcoin auf die nächste Generation des Bezahlens setzen?

Auch hier beflügelt der Einkauf im virtuellen Netz das Geschäft, weshalb wir die Aktie von Visa ebenso wenig für zu teuer halten, trotz ihrer kräftigen Kursgewinne. Dabei kann Visa Tausende Transaktionen in der Sekunde verarbeiten. Bei Bitcoin sind es rund sechs an der Zahl, diese Technologie steht erst am Anfang. Und man muss abwarten, wohin die Reise noch gehen wird. Derzeit sehe ich Bitcoin als eine Form des Werterhalts, ähnlich wie es bei Gold der Fall ist. Denn beide lassen sich nicht beliebig vermehren.

Das heißt, ein Investment in Krypto-Währungen wie Bitcoin wird man in Ihren Fonds vergebens suchen?

Nicht ganz, wir sind in Nvidia-Aktien investiert. Das Unternehmen stellt Grafikkarten her, die unter anderem für das sogenannte Schürfen von Bitcoins gebraucht werden. Auch für selbstfahrende Autos sind Nvidias Produkte gefragt, ebenso wie für die künstliche Intelligenz. Man muss sich das wie die Goldgräberstimmung aus dem 19. Jahrhundert vorstellen. Wirklich gut verdient haben damals die Hersteller von Jeans. Genau solche Hersteller suchen wir im modernen Zeitalter.

Insgesamt entfällt die größte Gewichtung auf Finanzwerte. Was steckt dahinter?

Wir sind unter anderem auch in den Börsenbetreiber Chicago Mercantile Exchange sowie den Internetbroker Charles Schwab investiert. Dieser lockt etwa mit einer großen Plattform, auf der Fonds spesenfrei gekauft werden können. Klassische Bank- und Versicherungsunternehmen interessieren uns hingegen gar nicht. Deren Geschäftsmodelle sind nicht immer einfach zu durchschauen und sehr zyklisch. Derartige Schwankungen wollen wir im Fonds möglichst vermeiden.

ZUR PERSON

Alexander Farman-Farmaian ist seit Jänner 2006 Vorstandsmitglied bei Edgewood Management LLC und Portfolio Manager unter anderem des Edgewood L Select US Select Growth Fund. Darin wird etwa auf Technologietitel, Finanzwerte und Biotechnologieaktien gesetzt. Begonnen hat der Princeton-Ökonom seine Finanzkarriere 1984 als Aktienanalyst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2017)

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