Doping: Sperre für Russland, Geldstrafe oder gar Straferlass?

(c) APA/AFP/SPUTNIK/MIKHAIL KLIMENTYEV (MIKHAIL KLIMENTYEV)
  • Drucken

Das IOC entscheidet heute in Lausanne, ob Russland wegen der Dopingkrise von den Spielen 2018 in Südkorea ausgeschlossen wird. Manche munkeln von 100 Millionen Dollar Geldstrafe, Hymnenverzicht und neutralen Athleten, ein Gesamtausschluss erscheint jedoch unwahrscheinlich.

Lausanne. IOC-Präsident Thomas Bach wird am Dienstag in Lausanne die Entscheidung des Executive Board des Internationalen Olympischen Komitees in der Russland-Frage bekanntgeben. Das IOC hat bereits über 25 russische Athleten in fünf Sportarten lebenslange Sperren verhängt. Alles deutet auf eine massive Sanktion Russlands für die Winterspiele 2018 hin. Für 19.30 Uhr wurde eine Pressekonferenz anberaumt, auf der das Ergebnis verkündet werden soll.

Ob es wegen Staatsdopings zu einem Komplettausschluss Russlands für Pyeongchang kommen wird, ist fraglich. Schon für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro konnte sich das IOC dazu nicht durchringen. Russische Sportler durften unter besonderen Auflagen teilnehmen, die Entscheidung darüber fällten die internationalen Fachverbände. An die 270 Athleten wurden schließlich für „sauber“ erklärt.

Dopingjäger entdeckten abenteuerliches System

Weitreichende Konsequenzen nach dem Doping-Skandal sind dieses Mal aber zu erwarten. Mitte November entschied die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), dass die russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) suspendiert bleibt. Den Ausschlag gab fehlendes Eingeständnis dafür, dass ein flächendeckendes Doping-System betrieben worden ist und die Ergebnisse der Kommission von Sonderermittler Richard McLaren nicht öffentlich anerkannt werden. „Wir weisen die Existenz eines staatlichen Doping-Systems entschieden zurück“, beharrte Alexander Schukow, der Chef des Nationalen Olympischen Komitees Russlands.

Dieser negative WADA-Beschluss sollte Einfluss auf mögliche Sanktionen des IOC haben. „Das IOC-Exekutivkomitee wird bei der Entscheidung über die Teilnahme von Sportlern aus Russland im Dezember alle Umstände berücksichtigen, einschließlich aller Maßnahmen zur Gewährleistung gleicher Bedingungen bei den Winterspielen 2018“, hieß es in einer Erklärung des IOC.

Sperre Russlands, aber Start einzelner Athleten?

„Wir haben uns in der Vergangenheit gemeinsam mit anderen führenden NADOs immer ganz klar für eine deutliche Reaktion des IOC stark gemacht und warten nun sehr gespannt auf die Entscheidung“, erklärte Michael Cepic, der Chef der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), auf Anfrage der APA. „Die vom IOC veröffentlichten Urteile gegen zahlreiche involvierte Athleten bestätigen in ihren Begründungen die massiven Vorwürfe gegen Russland.“ Aus Sicht der Anti-Doping Community könne die Verantwortung aber nicht nur an einzelnen Sportlern festgemacht werden. „Wir fordern seit Bekanntwerden der Enthüllungen einen Ausschluss der russischen Delegation bei gleichzeitiger Zulassung einzelner Sportler als neutrale Athleten unter bestimmten Auflagen“, sagte daher Cepic.

Nach Ermittlungen und ausführlichen Begründungen der vom Schweizer Denis Oswald geleiteten Kommission sprach das IOC in den vergangenen Wochen in den Sportarten Bob, Skeleton, Langlauf, Eisschnelllauf und Biathlon lebenslange Sperren aus, darunter waren die Sotschi-Olympiasieger Alexander Subkow (Viererbob und Zweierbob), Langläufer Alexander Legkow und Skeleton-Pilot Alexander Tretjakow. Die Resultate der Sotschi-Spiele 2014 wurden annulliert.

„Im Sport und bei allen sportlichen Begegnungen muss Fairness oberste Priorität haben. Daher spreche ich mich klar und deutlich dafür aus, dass Sportlerinnen und Sportler, die sich mit verbotenen Substanzen einen Vorteil verschaffen, von sämtlichen Wettkämpfen auszuschließen sind“, teilte Österreichs Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) der APA mit. Sollten Nationen oder nationale Verbände nachweislich organisiertes Doping betreiben, haben diese bei Sportveranstaltungen nichts verloren. „Sauberen Athletinnen und Athleten darf die Teilnahme an Wettkämpfen nicht verwehrt werden“, sagte Doskozil.

Das Österreichische Olympische Komitee wollte im Vorfeld der IOC-Entscheidung keine Stellungnahme abgeben. Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes erklärte indes, er erwarte ein hartes Urteil. „Die lebenslangen Sperren gegen russische Athleten scheinen ein ermutigendes Signal zu sein“, sagte am Samstag auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Koblenz. „Ich erwarte eine Entscheidung, die konsequent und nicht zum Entsetzen der Öffentlichkeit sein wird.“

Macht, Propaganda und viel Geld

Es handle sich um ein wirtschaftliches und politisches Thema, es gehe um Macht, Propaganda und viel Geld, meinte Hans Spohn, der Präsident des Österreichischen Eisschnelllauf Verbandes auf APA-Anfrage: „Das IOC und die internationalen Sportverbände stehen erkennbar unter dem Druck verschiedener Interessensgruppen und werden letzten Endes gut beraten sein, nach ihren eigenen Werten zu handeln.“

Die Sanktion für Staatsdoping wäre für ihn der Ausschluss des Staates von zumindest je zwei Sommer- und Winterspielen. „Vom Staatsdoping betroffene nicht gedopte Sportler und Sportlerinnen müssen die Möglichkeit erhalten, an Olympischen Spielen unter olympischer Fahne teilzunehmen.“ So sie sich den internationalen Anti-Doping-Richtlinien samt Kontrollen unterwerfen.

Und wenn nicht? Oder sind 100 Millionen Dollar Geldstrafe für das IOC genug?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BIATHLON-WORLD-WOMEN
Olympia

Biathletin Koukalova besteht auf Ausschluss für Russen

Gabriela Koukalova hat eine klare Meinung zur russischen Doping-Krise, die tschechische Biathletin verlangt den Olympiaausschluss. "Unfairness darf nicht gewinnen", schreibt sie auf Facebook und erntet dafür einen Shitstorm.
Reuters
Gabriela Koukalova

Dopingsperre für Russland


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.