Mumbais Bondmarkt im Blickfeld

Moody’s hat Indiens Bonitätsnote angehoben. Das Währungsrisiko für Anleger bleibt allerdings beachtlich.
Moody’s hat Indiens Bonitätsnote angehoben. Das Währungsrisiko für Anleger bleibt allerdings beachtlich.APA/AFP/INDRANIL MUKHERJEE
  • Drucken

Indiens Kreditwürdigkeit wurde dank des Wirtschaftsbooms zuletzt aufgewertet. Das dürfte Anleihen aus Asiens aufstrebender Region einen weiteren Schub verpassen.

Wien. Bislang war es Indiens Aktienmarkt, der für Furore in zahlreichen Schlagzeilen gesorgt hatte. Verständlich, wenn man einen Blick auf die fulminante Kursentwicklung wirft. Doch jetzt rückt der Anleihemarkt zunehmend in den Fokus. Und das aus gutem Grund. Mitte November, nach 14 Jahren, wertete die US-Ratingagentur Moody's Indiens Kreditwürdigkeit auf.

Die Wirtschaftsreformen hätten überzeugt, heißt es bei Moody's. Die Bonitätsnote wurde dabei auf Baa2 angehoben. Unverändert bleibt die Einstufung durch den Konkurrenten S&P mit einem BBB–. Dennoch liegen beide Ratings damit im Investment-Grade-Bereich, ein wichtiges Mindestmaß für viele Großanleger, die das Risiko schlechter benoteter Anleihen nicht eingehen dürfen.

Tatsächlich kann das Land mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern zahlreiche positive Wirtschaftsdaten vorweisen, vor allem seit Narendra Modi 2014 das Amt des Premierministers übernommen hat. Allein heuer rechnet Moody's mit einem Wachstum von 6,7 Prozent. Zugleich hat die Inflation spürbar den Rückwärtsgang eingelegt.

Im März 2014 lag sie bei 8,2 Prozent, gut drei Jahre später hat sie sich mehr als halbiert. Natürlich haben dazu die niedrigeren Ölpreise ein gutes Stück beigetragen, betont Gaurav Maleri, Senior Vice President bei der indischen Fondsgesellschaft UTI International.

Zinsen wurden gesenkt

Deshalb sei nur verständlich, dass die Zinsen ebenfalls ein gutes Stück gesenkt wurden, sie liegen inzwischen bei sechs Prozent. Und das hat auch die Kurse indischer Anleihen beflügelt. Denn sie sind dann mehr wert als neue Anleihen, die erst nach der Senkung mit einer tieferen Verzinsung begeben werden.

Weiteres Potenzial ist auf Mumbais Bondmarkt aber vorhanden, betont Maleri, wobei die Gesellschaft den UTI Indian Fixed Income verwaltet. (In Österreich ist er nur für Großanleger investierbar.) Aktuell erzielt das Portfolio eine Rendite von durchschnittlich 7,5 Prozent, mit einer Mischung aus öffentlichen Schuldverschreibungen und Unternehmensanleihen aus Indien.

Immerhin umfasst Indiens Bondmarkt ein Volumen von rund 1,4 Billionen Dollar. Allerdings ist die Aufteilung ziemlich einseitig. Der Großteil entfällt auf Staatsanleihen und staatsnahe Emittenten, der Rest auf Firmenbonds, vor allem aus dem Bankensektor. Für internationale Anleger ist der Zugang allerdings streng limitiert. Nur rund sechs Prozent des indischen Marktes liegen in deren Händen.

Einer dieser Investoren ist Gordon Rodrigues vom HSBC Global Investment India Fixed Income Fund. Nebst einem guten Anteil an Staatsanleihen finden sich Bankenemissionen etwa von der Axis Bank und der HDFC Bank unter den größten Positionen.

Tatsächlich profitieren vor allem private Finanzinstitute vom Wirtschaftsaufschwung des Subkontinents und dem zunehmend bargeldlosen Zahlungsverkehr im Land. Ähnlich die Toppositionen im Invesco India Bond Fund, wo Portfoliomanager Ken Hu zudem die Indian Railway Finance sowie den Versorger Rural Electrification beigemischt hat. Auch sieht Hu gute Gründe für weitere Kursgewinne, dazu zählt er mögliche weitere Zinssenkungen. Die Bonitätsaufwertung durch Moody's dürfte obendrein das Vertrauen in den Markt weiter erhöhen.

Entwicklung der Rupie

Allerdings sollten Anleger die Entwicklung der indische Rupie nicht übersehen. Seit Jahrzehnten verliert sie schrittweise gegenüber dem Euro – aber auch dem Dollar – an Wert. Zudem kann es kurzfristig heftige Schwankungen geben. Im Jahr 2013 etwa signalisierte die US-Notenbank ein Ende des Anleihekaufprogramms. Dabei knickte die indische Währung sehr kräftig ein. Die Rupie hat sich seither aber ein gutes Stück erholt. Dennoch sollten Anleger das Währungsrisiko nicht unterschätzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.