In Europa reden alle von Libyen, dabei ist Agadez in Niger das Nadelöhr der Migrationsströme aus Subsahara-Afrika – zumindest war es das. Denn der EU-Einsatz zeigt Wirkung.
Pünktlich um 23 Uhr beginnt das Einsatz-Briefing auf dem mit Wüstensand dick überzogenen Hof der Polizeistation von Agadez. „Die Wagen der Gendarmerie fahren zuerst, dann folgen die Polizeifahrzeuge“, erklärt Ali Issoufou, Polizeichef der Stadt in Zentralniger mit lauter, eindringlicher Stimme. Er ist umringt von schwer bewaffneten Mitgliedern der Anti-Migrationseinheit des westafrikanischen Landes. Sie werfen gespenstische Silhouetten im Schein einer viel zu kleinen Lampe. „Wir bleiben im Konvoi bis zum ersten Kreisverkehr“, lautet die nächste Anweisung. „Dort biegen alle auf ihre vorgeschriebenen Routen ab. Um 1 Uhr treffen wir uns zur erneuten Lagebesprechung an dem Ort, den ich über Funk durchgeben werde. Und nun los!“
Wenige Minuten später fahren acht Geländewagen mit jeweils sechs Männern auf den Ladefläche hinaus ins nächtliche Agadez, auf der Suche nach Migranten und Menschenhändlern.