Video-Highlights: West Ham gewann das London Derby gegen Chelsea dank des ersten Saisontreffers von Marko Arnautović.
London. Er musste scharfe Kritik einstecken für lasche Darbietungen. Er sah früh in der Saison die Rote Karte, verpasste drei Spiele und war danach krank. Manch einer wollte West Hams Rekordeinkauf Marko Arnautović schon als Fehlinvestition abschreiben, die 27,5 Millionen Euro Ablöse durch einen schnellen Weiterverkauf im Winter halbwegs wieder einspielen. Auch wurde in Ostlondon gemunkelt, der neue Trainer, David Moyes, habe grünes Licht, um den launischen Wiener zu verkaufen. Seit Samstag sind all diese Gerüchte und Prophezeiungen verstimmt. Wieder einmal, vorerst.
Arnautović war nach seinem Premierentreffer für die „Hammers“ überglücklich, auch bleibt sein 1:0 durchaus in Erinnerung. West Ham gewann das London Derby gegen Chelsea, das hat im Fußball-begeisterten England große Bedeutung. „Es bedeutet mir viel. Ich möchte den Fans und dem Klub etwas zurückgeben“, sagt der ÖFB-Angreifer.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sportler im Augenblick des Erfolges zurückblicken und über Negativerlebnisse berichten. Das machte auch Arnautović, dem sehr wohl die Belastung als Rekordeinkauf und die Erwartungshaltungen enormen Druck aufgebürdet hatten. „Es war keine einfache Saison, als ich gekommen bin, erst im vergangenen Monat war es ganz ok.“
West Ham, weiterhin in der Abstiegszone, stehen nun wichtige Wochen bevor. Am Mittwoch geht es zu Hause gegen Arsenal, am Wochenende folgt ein Gastspiel bei Arnautovićs Ex-Club Stoke City (mit Kevin Wimmer). „Wir arbeiten hart, aber wir müssen das Level halten“, meint „Arni“. Moyes habe West Ham in einer sehr schwierigen Situation übernommen, seinen Vorgänger Slaven Bilić hatte die Einkaufspolitik (vor allem Torhüter Joe Hart) und zu schwaches Training den Job gekostet. „Moyes versucht, dass wir hart arbeiten und uns gegenseitig helfen. Wir arbeiten als Team, und wenn wir so weitermachen, werden wir schwer zu schlagen sein.“
Der nötige Torwartwechsel
Das Tor kam jedenfalls einer kleinen Erlösung gleich: Es war das erste des ÖFB-Teamspielers in dieser Saison und für West Ham. Dass er trotzdem wieder der „Alte“ ist, zeigte der ausgelassene Torjubel, Der 28-Jährige sah prompt die Gelbe Karte, das fiel nach dem ersten Sieg nach acht sieglosen Runden nicht weiter ins Gewicht.
Arnautović war etwas überraschend in die Startformation gerückt, nachdem er zuletzt gegen Tabellenführer Manchester City (1:2) erst in der Schlussphase eingewechselt worden war. Als Dank bescherte der Offensivstar, dem ein Handelfmeter (53.) vorenthalten wurde, Moyes dessen ersten Sieg als West-Ham-Trainer. Ins Tor hatte der Neo-Coach, seit Anfang November im Amt, erstmals nicht Englands Teamkeeper Joe Hart gestellt, sondern den Spanier Adrián. Das dürfte auch so bleiben. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2017)
