Türkei: Bewegung im Verfahren gegen inhaftierten deutschen Journalisten

(c) APA/AFP/dpa/KARLHEINZ SCHINDLER (KARLHEINZ SCHINDLER)
  • Drucken

Erstmals seit zehn Monaten gibt es Bewegung im Fall Deniz Yücel. Das türkische Justizministerium legt eine Stellungnahme zu einer Beschwerde des "Welt"-Korrespondenten vor.

Das türkische Justizministerium hat eine Stellungnahme zu der Beschwerde des inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel beim Verfassungsgericht in Ankara vorgelegt. Wie die "Welt" am Donnerstag berichtete, bekräftigt das Ministerium darin die Vorwürfe, dass sich Yücel mit seinen Artikeln für die Zeitung der "Terrorpropaganda" und der "Volksverhetzung" schuldig gemacht habe.

Neue Vorwürfe oder Beweise würden nicht genannt. Yücels türkischer Anwalt Veysel Ok sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei "die erste neue Entwicklung in dem Fall seit zehn Monaten". Er werde nun binnen zwei Wochen eine Antwort an das Verfassungsgericht schicken. Dann gelte es abzuwarten, sagte Ok. "Natürlich habe ich Hoffnung, dass sich nun etwas bewegt, doch es ist schwierig vorherzusehen, wann das Gericht eine Entscheidung in dem Fall trifft."

Yücel war im Februar 2017 in Istanbul wegen des Verdachts der "Terrorpropaganda" und der "Volksverhetzung" in Untersuchungshaft genommen worden. Im März reichte er beim Verfassungsgericht Beschwerde gegen seine Inhaftierung ein. Sobald seine Anwälte auf die Stellungnahme der Regierung geantwortet haben, kann das Gericht über Yücels Freilassung oder seine weitere Inhaftierung entscheiden.

Deutsch-türkische Beziehungen belastet

Laut seinem Anwalt gibt es eine gewisse Hoffnung auf eine Freilassung, da das Verfassungsgericht in früheren ähnlich gelagerten Fällen geurteilt habe, dass Presseartikel keine Inhaftierung rechtfertigen. Yücel hat auch beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg Beschwerde gegen seine Inhaftierung eingereicht. Mit einer Entscheidung wird aber erst in einigen Monaten gerechnet.

Die anhaltende Inhaftierung Yücels ohne Anklage belastet die deutsch-türkischen Beziehungen schwer. Die Bundesregierung dringt seit Anbeginn auf seine Freilassung, Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete ihn als "Geisel" der Türkei. Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere andere inhaftierte Deutsche freigelassen worden waren, gab es zuletzt Hoffnung, dass sich auch in dem Fall etwas bewegt.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Medien

Türkei: Verfassungsgericht lässt zwei Journalisten frei

Die Entlassung zweier türkischer Journalisten könnte ein Präzedenzfall für weitere Häftlinge sein. Die Redakteure wurden nach dem Putschversuch 2016 festgenommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.