Lebensmüde Roboter und Viren überall

Im Juli kündigte der Sicherheitsroboter R5 von Knightscope seinen den Dienst – und stürzte sich in den Brunnen.
Im Juli kündigte der Sicherheitsroboter R5 von Knightscope seinen den Dienst – und stürzte sich in den Brunnen.(c) Twitter
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Digitale Erpresser, das Ende des freien Internets und künstliche Intelligenz mit Denkschwäche. Die größten Fehltritte im Tech-Universum 2017 – und was uns heuer erwartet.

Gemessen an den Innovationszyklen der Tech-Welt ist ja auch das neue Jahr schon wieder ziemlich alt. Ein kleiner Rückblick auf 2017 geht sich trotzdem aus. Die Lichtblicke, etwa Nintendos lang erhofftes Comeback mit der Switch-Konsole, haben wir an dieser Stelle ausreichend beleuchtet. Aber im vergangenen Jahr gab es auch genug Geräte, Erfindungen und Entwicklungen, die wir uns lieber erspart hätten.


Roboter stolpern über die Straßen. In vielen Teilen der Welt haben Roboter im Vorjahr den Sprung in den öffentlichen Raum geschafft. Sie liefern Essen, bewachen Gebäude, kehren die Gassen. Aber ganz friktionsfrei verlief das nicht. Besonders schlimm erwischt haben es die Sicherheitsroboter von Knightscope. In San Francisco wurde einer der 150 Zentimeter großen und 200 Kilogramm schweren Eierköpfe engagiert, um Obdachlose zu melden. Er wurde beschmiert, beschimpft, umgeworfen – und musste letztlich entfernt werden. Wenig vorher hatte einer seiner Kollegen ein Kleinkind umgefahren. Und im Sommer versenkte sich ein Sicherheitsroboter, der in Washington patrouillieren sollte, selbst in einem Brunnen. Ein „isolierter Vorfall“, beteuert der Hersteller. Es sieht aus, als müssten die Menschen sich erst an den alltäglichen Umgang Roboter gewöhnen – und umgekehrt auch.


Kein freies Netz mehr. Im Herbst besiegelte der amerikanische Regulator FCC das Ende der Netzneutralität. Damit ist der Weg frei für ein Zweiklasseninternet, in dem manche Daten – gegen Bezahlung – schneller befördert werden als andere. Das ist schlecht für Nutzer und für junge Unternehmen, die es fortan schwerer haben werden, sich gegen eingesessene Konzerne durchzusetzen, die sich teure Überholspuren leisten können. In Europa gilt das Prinzip der Netzneutralität noch. Das schwindende Angebot aus den USA wird aber auch hier zu spüren sein.


Erpresser und Stockholm. Im Vorjahr wurden 150 Millionen Menschen Opfer des Hackerangriffs „Wannacry“. Unzählige Computer funktionierten nicht mehr richtig. Das Geschäftsmodell dahinter nennt sich Ransomware, oder schlicht Erpressung. Die Angreifer verschlüsseln oder lähmen die befallenen Rechner und fordern Lösegeld. Auch die dänische Reederei Maersk wurde von einem derartigen Angriff erwischt. Das Unternehmen tat, was Experten raten: nicht bezahlen, die Angreifer vertreiben und die rund 300Mio. Dollar Schaden schlucken. Wie man es nicht macht, zeigte Uber. Hacker stahlen dem Fahrdienstvermittler schon 2016 die Daten von 57 Millionen Nutzern. Erst mit einem Jahr Verspätung informierte der neue Uber-Chef die Kunden darüber. Der alte Chef zahlte lieber Lösegeld – und schwieg.


Dumme künstliche Intelligenz. Im Vorjahr wurde künstliche Intelligenz (KI) so schlau, dass sie Menschen in Poker, Go und Pac Man schlagen konnte. In fast jedem Gerät ist ein digitaler Assistent auf KI-Basis wie Siri oder Alexa eingebaut. Ganz so schlau wie erhofft sind die elektronischen Helfer aber doch nicht. Fragten Briten, Polen oder Australier im Dezember etwa Apples Siri nach dem Alter des Schauspielers John Travolta, informierte der Sprachassistent: „John Travolta starb am 3. Jänner 2009 im Alter von 54 Jahren.“ Travolta selbst war bei bester Gesundheit und davon wohl am meisten überrascht. Dennoch wird sich die Technologie 2018 weiter ausbreiten. Vor allem bei Kundenhotlines werden bald nur noch sprechende Computer abheben. Das sei besser, als mit Menschen zu reden, loben die Hersteller. Wir werden sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.01.2018)

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