Steuerreform verhagelt US-Großbanken das Ergebnis

AFP (SAUL LOEB)
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Langfristig werden die Banken wie andere Konzerne von den niedrigeren Steuern in den USA profitieren. Zunächst sind aber Milliardenabschreibungen auf Verlustvorträge fällig.

Die US-Steuerreform kommt viele Großbanken zunächst teuer zu stehen. Wegen der Belastungen aus dem Gesetzespaket könnte die Citigroup Analystenschätzungen zufolge für das vierte Quartal 2017 einen Verlust von mehr als 15 Milliarden Dollar ausweisen, bei Goldman
Sachs dürfte der Fehlbetrag bei rund drei Milliarden Dollar liegen. Bei der größten US-Bank JP Morgan, die zusammen mit Wells Fargo morgen Freitag die Bilanzsaison der US-Geldhäuser eröffnet, erwarten Analysten einen Gewinnrückgang um 35 Prozent, bei der Bank of America einen Einbruch um 50 Prozent. Doch Investoren und Analysten dürften den
Einmaleffekt schnell abhaken und ihren Blick auf die Entwicklungen im Tagesgeschäft und die langfristigen Auswirkungen der Steuerreform richten.

Mit der größten Steuerreform in den USA seit 30 Jahren sinkt die Körperschaftssteuer auf 21 Prozent von 35 Prozent. Davon profitieren langfristig zwar auch die Banken, doch zunächst werden bei vielen hohe Abschreibungen fällig. Denn die Institute hatten während der Finanzkrise milliardenschwere Verluste erlitten, die sie über Jahre geltend machen konnten und die die Steuerlast drückten. Mit dem künftig niedrigeren Steuersatz sinkt der Wert dieser Verlustvorträge nun. Am stärksten wird
sich das bei der Citigroup auswirken, die Analystenschätzungen zufolge 20 Milliarden Dollar abschreiben muss.

Goldman Sachs rechnet durch die Steuerreform mit eine Belastung von fünf Milliarden Dollar, hauptsächlich wegen einer Steuer für die Überweisung von Gewinnen aus dem Ausland in die USA. Morgan Stanley erwartet unter dem Strich eine Steuerbelastung von 1,25 Milliarden Dollar. Auch europäische Banken trifft die US-Steuerreform: Die Deutsche
Bank rechnet mit einer Belastung von 1,5 Milliarden Euro und 2017 mit dem dritten Jahresverlust in Folge. Die Credit Suisse erwartet eine Wertminderung von 2,3 Milliarden Franken (zwei Milliarden Euro). Auch
die Schweizer dürften damit das dritte Jahr in Folge rote Zahlen schreiben.

Langfristig werden jedoch auch die Banken wie andere Konzerne von den niedrigeren Steuern in den USA profitieren - je höher das US-Engagement, desto stärker der Effekt. Die Bank of America erwirtschafte 90 Prozent ihrer Erträge in ihrem Heimatland, die Citigroup nur rund 50 Prozent, sagte Goldman-Sachs-Analyst Richard Ramsden. Allein durch die niedrigeren Steuern dürfte der Gewinn der Bank of America 2019 um 19 Prozent steigen, das Ergebnis der Citigroup nur um elf Prozent, erwarten die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods. Andere Banken profitieren jetzt schon von den niedrigeren Steuersätzen. Bei Wells Fargo dürften sie im vierten Quartal 2017 Analystenschätzungen zufolge 2,5 Milliarden Dollar zum Ergebnis beigetragen haben.

Im Tagesgeschäft profitieren die US-Banken von den gestiegenen Zinsen in den Vereinigten Staaten, die den Zinsüberschuss der Institute treiben. 2017 erhöhten die Währungshüter die Leitzinsen drei Mal - seit Mitte Dezember liegt die Spanne bei 1,25 bis 1,50 Prozent.
Schlecht läuft dagegen das Handelsgeschäft. Wegen der geringen Schwankungen an den Finanzmärkten dürften die Erträge hier um rund 15 Prozent sinken, hatte JP Morgan erklärt. Noch mieser lief es für die Deutsche Bank: Die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Aktien sowie dem Finanzierungsgeschäft dürften im Schlussquartal 2017 etwa 22 Prozent geringer ausgefallen sein als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, warnte die Bank vergangenen Freitag.

Steuereffekt Q4 2017  (in Milliarden Dollar)

Citigroup -19,7
Goldman Sachs -5,0
Bank of America -3,0
Morgan Stanley -1,25
JP Morgan -2,2
Wells Fargo +2,5

(Reuters)

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