Kosovo: Serbenführer Ivanovic bei Attentat getötet

APA/AFP/SASA DJORDJEVIC
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Unbekannte schießen Oliver Ivanovic vor seinem Büro in Mitrovica an. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Kriegsverbrechen. Die Polizei fahndet nach dem Täter.

Der prominente kosovarische Serbenführer Oliver Ivanovic ist am Dienstag bei einem Attentat in Nord-Mitrovica getötet worden. Ivanovic war kurz nach 8.00 Uhr vor seinem Büro angeschossen worden, Reanimierungsversuche im Krankenhaus blieben vergeblich, hieß es von offizieller Seite.

Über die Angreifer sei vorerst nichts bekannt, die Fahndung wurde gestartet. Bei einem nur wenige hundert Meter vom Tatort sichergestellten verbrannten Opel Astra soll es sich laut Medienberichten um den Wagen der Angreifer handeln.

Eine Belgrader Regierungsdelegation, die am Dienstag nach monatelanger Pause in Brüssel die EU-initiierten Normalisierungsgespräche mit Vertretern Prishtinas aufnehmen sollte, hat unterdessen entschieden, die Gespräche zu unterbrechen und nach Belgrad zurückzukehren, meldete der Belgrader Sender RTS. "Das ist eine verbrecherische und terroristische Tat, die bestraft werden muss", begründete der Leiter der Delegation, Marko Djuric, diesen Schritt.

Serbien ruft nationalen Sicherheitsrat ein

Die kosovarische Regierung und Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft im Kosovo verurteilten den Schritt. Sie riefen zu einer raschen Aufklärung. Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic berief indessen in Belgrad den nationalen Sicherheitsrat ein.

Der 64-jährige Ivanovic galt als einer der wenigen Politiker, die auch Albanisch sprachen und gute Beziehungen zur albanischen Mehrheit im Land unterhielt. In den vergangenen Jahren war er aber mit Belgrad zunehmend in Konflikt geraten. Zuletzt war sein Auto von Unbekannten in Brand gesteckt worden.

Ivanovic war im Jänner 2016 von einem internationalen Gericht in Mitrovica wegen Kriegsverbrechen im Jahr 1999 schuldig gesprochen und zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Im Februar 2017 hatte ein Berufungsgericht im Kosovo die Haftstrafe aufgehoben, der Prozess wurde seit August 2017 neu aufgerollt.

Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo war vor zehn Jahren von Serbien abgefallen. 1999 hatten NATO-Bomben serbisches Militär und Freischärler gezwungen, das Kosovo zu verlassen. Zuvor hatten Serben etwa 800.000 Albaner mit Waffengewalt vertrieben. Serbien will sich mit dem Verlust des Kosovos nicht abfinden und verlangt seine Rückkehr in den Staatsverband. Die EU bemüht sich seit vielen Jahren weitgehend erfolglos, zwischen den zerstrittenen Nachbarn zu vermitteln.

(APA/dpa)

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