Zuletzt lief es alles andere als rund beim Sportmode-Label von Willy Bogner. Jetzt erhebt ein Insider schwere Vorwürfe gegen das Münchner Sportunternehmen. Es geht um mutmaßliche Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.
Die goldenen Zeiten bei Bogner sind vorbei: Das Münchner Traditionsunternehmen kämpft mit rückläufigen Umsätzen, bei Jungen ist die Marke nicht besonders beliebt. Und nach 82 Jahren kommt die Bekleidung der deutschen Olympiasportler in Südkorea erstmals nicht von Bogner. Hinzu kommen jetzt offenbar auch noch Steuerschulden. Das geht aus einem anonymen Brief hervor, aus dem die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert. Ein Insider schreibt darin von mutmaßliche Steuerhinterziehung "in Millionenhöhe" im Zusammenhang mit nicht gemeldeten Käufen durch Angestellte. Bogner soll verbilligte Mitarbeiter-Einkäufe nicht gemeldet haben. In dem Brief ist sogar davon die Rede, dass dem 76-jährigen Firmeneigner Willy Bogner selbst Haft drohe - eine Behauptung, die der Unternehmer nicht bestätigen wollte. Jedenfalls bestreitet die Firma nicht die Probleme mit dem Finanzamt.
Chaos in der Führungsetage
Der Brief komme „offenkundig von jemandem aus den Leitungskreisen der Firma“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Es ist nicht das erste Anzeichen, für das Chaos in der Führungsetage des Münchner Modeunternehmens: Erst vor kurzem wurde bekannt, dass zwei langjährige Wegbegleiter von Willy Bogner zurückgetreten sind: die beiden Aufsichtsräte Herbert Henzler und Jürgen Weber.
Wie es mit Bogner weitergeht, ist unklar. Nach sinkenden Umsatzzahlen sollte ein neuer Vorstandschef – Alexander Wirth – das Ruder herumreißen. Doch gerade ein Jahr nach seinen Amtsantritt hieß es im November, dass er wegen "unterschiedlicher Auffassungen der Unternehmensausrichtungen" die Firma verlasse. In der Branche waren alle überrascht. Sein Nachfolger wurde der bisherige Vorstand für Design und Marketing, Andreas Baumgärtner.
Zukunft der Marke ungewiss
Willy Bogner, einstige deutsche Meister im Slalom, galt lange Zeit selbst als Marke. Er hatte das Unternehmen Ende der 70er-Jahre von seinem Vater übernommen. Nachfolger in der Familie fand Bogner dann aber keinen. Auch ein Verkauf an ein Konsortium, an dem unter anderem der Ex-Fußballspieler Philipp Lahm beteiligt war, scheiterte. Derzeit prüft das Unternehmen die Umwandlung in eine Stiftung, um die Marke in die Zukunft zu führen.
>>> Bericht auf „Süddeutsche.de“
(sk)