Amazon eröffnete den Supermarkt ohne Kassa

Amazon Go heißt der neue Supermarkt des Onlinehändlers, der am Montag in Seattle eröffnet hat. Kassen sucht man vergeblich. Die Waren werden von Kameras und Sensoren erfasst und direkt vom Amazon-Konto abgebucht.
Amazon Go heißt der neue Supermarkt des Onlinehändlers, der am Montag in Seattle eröffnet hat. Kassen sucht man vergeblich. Die Waren werden von Kameras und Sensoren erfasst und direkt vom Amazon-Konto abgebucht.(c) REUTERS (JEFFREY DASTIN)
  • Drucken

Jede Ware, die im Amazon-Go-Supermarkt in den Einkaufskorb wandert, wird von Kameras registriert und automatisch verrechnet.

Seattle. Den Handel hat der US-Onlineriese Amazon bereits einmal revolutioniert. In Deutschland wurde 2017 um fast 60 Milliarden Euro im Internet eingekauft. Jeder achte Euro geht in den Onlinehandel – und die höchsten Umsätze dabei erzielt Amazon. Nun will Amazon auch den traditionellen Supermarkt umkrempeln. In Seattle öffnete Amazon Go.

Amazons erster Supermarkt hat keine Kassen. Die Vision hinter Amazon Go ist, dass Käufer die Waren direkt in ihre Einkaufstaschen legen – und am Ende das Geschäft einfach verlassen können. Der Betrag wird vom Amazon-Konto des Nutzers abgebucht.

US-Medien, die den Laden in Seattle vor dem offiziellen Start am Montag besichtigen durften, berichteten von „Dutzenden und Dutzenden von Kameras“. Außerdem sei jeder Regalboden mit einer Waage versehen, um entnommene Artikel zu registrieren.

Die Ladenbesucher müssen eine Amazon-Go-App herunterladen und das Handy an eine Schranke am Eingang halten. Von da an registriere die Technik mithilfe der Kameras und Sensoren, welche Artikel ein Käufer aus dem Regal holt und auch einpackt.

Es sei nicht nötig, sie explizit in Richtung der Kameras zu halten. Das System komme dabei ohne Gesichtserkennung aus, betont Amazon. Am Ausgang hält der Ladenbesucher wieder das Handy an eine Schranke, um „auszuchecken“.

Das Einkaufserlebnis habe sich wie Ladendiebstahl angefühlt, schrieb die „New York Times“ – zumindest bis wenig später die Rechnung von Amazon im E-Mail-Postfach landete. Tatsächlich etwas zu stehlen sei schwierig: Ein Viererpack Softdrinkdosen, den der Reporter noch im Regal in ein Sackerl einwickelte und sich unauffällig unter den Arm klemmte, wurde trotzdem berechnet.

Mitarbeiter bieten Service

Im Angebot von Amazon Go sind Salate, fertige Gerichte, Kochboxen, frische Lebensmittel, Getränke sowie Snacks einer Marke des von Amazon gekauften Biosupermarkts Whole Foods. Die Preise seien auf Supermarktniveau. Gibt es einen Fehler, oder ist man unzufrieden mit einem Artikel, wird der Kaufpreis erstattet – ohne dass man die Ware zurückbringen muss.

Die Eröffnung des Ladens war bereits vor rund einem Jahr erwartet worden. Laut Medienberichten hatte die Technologie jedoch Probleme, bei größeren Menschenmengen den Überblick zu behalten. Diese seien behoben, hieß es. Den Härtetest habe die Technologie bestanden, als eine Gruppe von Mitarbeitern in gleich aussehenden Kostümen als Pokémon Pikachu verkleidet reingeschickt worden seien.

Obwohl das Geschäft ohne Kassier auskomme, habe es trotzdem Mitarbeiter. Statt zu kassieren, kümmerten sie sich um die Kunden, bereiteten die Salate vor oder befüllten die Regale. Ein Mitarbeiter stehe zur Begrüßung am Eingang, ein weiterer kontrolliere das Alter am Regal mit alkoholischen Getränken.

Amazon Go sei kein Role Model für Amazons Whole-Foods-Läden, betonte eine Managerin. Und am Supermarkt ohne Kassa experimentieren bereits viele Handelskonzerne, wenn auch nicht derart konsequent wie Amazon. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein Angestellter im neuen Amazon-Supermarkt
Unternehmen

Amazons erster Supermarkt ohne Kassen öffnet

Käufer legen die Waren in dem Supermarkt direkt in ihre Einkaufstaschen. Der Betrag wird dann vom Amazon-Konto abgebucht. Die Eröffnung war bereits vor rund einem Jahr erwartet worden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.