Streit um die 35-Stunden-Woche

Symbolbild Streik der Gewerkschaft Vida.
Symbolbild Streik der Gewerkschaft Vida. (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Sozialwirtschaft. Bei den KV-Verhandlungen sind die Fronten verhärtet, Streikdrohungen stehen im Raum. Einer der Hauptstreitpunkte: die Arbeitszeitverkürzung.

Wien. Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 100.000 Beschäftigten der Sozialwirtschaft Österreich stecken fest. In mehreren Bundesländern wurden im Rahmen von Betriebsversammlungen bereits Streikbeschlüsse gefasst, kündigte Michaela Guglberger, Verhandlerin der Gewerkschaft Vida, in einer Aussendung am Freitag an.

Gestritten wird um mehr Geld, aber auch um die von der Gewerkschaft geforderte Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden. Bis zur nächsten Verhandlungsrunde am Montag „sind die Arbeitgeber aufgefordert, zu diesen Punkten endlich konstruktive Vorschläge zu machen“, so Guglberger.

„Wir gehen in der Betreuung und Pflege wirklich sehr behutsam mit der Androhung von Arbeitskampf um“, sagte Reinhard Bödenauer, Verhandlungsleiter der GPA-djp. Sollte es aber in der nächsten Runde kein Ergebnis geben, „dann bedeutet das Kampfmaßnahmen“. Beide kritisierten zudem die Appelle vereinzelter Arbeitgeber an ihre Beschäftigten, nicht an Streiks teilzunehmen. Andernfalls werde mit Gehaltskürzungen und sogar mit Kündigungen gedroht. „Drohungen verpesten das Klima“, heißt es seitens der Gewerkschaft.

Kritik an Streikdrohung

Die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), die auf Arbeitgeberseite die Kollektivvertragsverhandlungen führt, zeigt indes für die Streikdrohungen wenig Verständnis. Sie wirft der Gewerkschaft vor, eine „Eskalation“ zu betreiben. Man sei mit 2,35 Prozent Lohnerhöhung, einer besseren Bezahlung für diplomierte Pflegekräfte von bis zu 840 Euro pro Jahr sowie weiteren Zugeständnissen der Gewerkschaftsseite schon weit entgegengekommen, teilte Verhandlungsführer und SWÖ-Geschäftsführer Walter Marschitz via Aussendung mit. Die Hauptforderungen der Arbeitnehmerseite – 35-Stunden-Woche, sechste Urlaubswoche für alle, Zulagen für Pflegekräfte und Fachsozialbetreuer – würden mindestens 15 Prozent Kostensteigerung bedeuten. Das würde viele Organisationen in existenzielle Schwierigkeiten bringen und damit Tausende Arbeitsplätze gefährden, warnte Marschitz.

SWÖ-Vorsitzender Erich Fenninger appelliert an die Gewerkschaften, gemeinsam dort den Hebel anzusetzen, wo seiner Meinung nach das Hauptproblem liegt: in den teilweise ungenügenden Rahmenbedingungen für soziale Arbeit. Manche Auftraggeber seien nicht einmal bereit, die Inflationsrate abzugelten. „Nur gemeinsam können wir hier etwas erreichen“, sagte Fenninger. Und zeigte sich trotz allem zuversichtlich, am Montag zu einem Abschluss zu kommen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)

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