Virtuelle Teams managen

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Kolumne "Hirt on Management". Folge 65.

In unserer Rubrik„Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

Worauf muss ich beim Management von virtuellen Teams achten?

Michael Hirt antwortet:

Heute ist die Arbeit mit über die Welt verteilten Teams für viele Manager eine tägliche Notwendigkeit geworden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man viele Monate mit Menschen zusammenarbeitet, die man nur als Telefonstimme oder als Videobild kennt.

Um diese Herausforderung zu bewältigen, haben sich in der Praxis eine Reihe von Kernpunkten bewährt:

Das richtige Führungsverhalten

Bei der Führung von virtuellen Teams sind von der Führungskraft bestimmte Schlüsselverhalten gefordert, die auch bei der klassischen Führung von Angesicht zu Angesicht relevant sind, aber im virtuellen Kontext verstärkt und konsequenter durchgeführt werden müssen.

Aufbau und Aufrechterhaltung von Vertrauen

Einen Schlüssel für den Aufbau von Vertrauen ist das gegenseitige Kennenlernen, und das Erkennen, dass wir mit der anderen Person Gemeinsamkeiten haben.

Daher ist es hilfreich, wenn Sie als Führungskraft am Beginn einer virtuellen Zusammenarbeit, Zeit und Raum schaffen, damit sich die Teilnehmer, auch über die Arbeit hinaus gehend, vorstellen.

Man kann zum Beispiel auch mit ihnen eine kurze Videotour ihres Büros machen. Weiters kann man am Beginn jedes Telefonats kurz eine Runde machen, in der jeder Teilnehmer einen geschäftlichen oder privaten Erfolg oder Fortschritt der letzten Woche kurz erzählt.

Schaffen Sie mindestens zweimal pro Jahr die Gelegenheit für physische Treffen des Teams, um den Zusammenhalt zu fördern. Oft eine beträchtliche Investition, deren Return-on-Investment durch deutlich höhere Produktivität in den meisten Fällen enorm ist. Arbeiten Sie bei diesem Treffen auch an der Teamkultur und an den Spielregeln der Zusammenarbeit.

Klare Ziele und Spielregeln

Im virtuellen Kontext ist es noch wichtiger klare Ziele und Spielregeln zu formulieren, sich die Zustimmung aller Beteiligten abzuholen und diese schriftlich zu dokumentieren, damit später wieder darauf zurückgegriffen werden kann. Stellen Sie sicher, dass der Fortschritt des Teams gut dokumentiert und laufend allen transparent gemacht wird und Erfolge gebührend gefeiert werden.

Feedback und Offenheit

Nachdem im virtuellen Kontext viel informelle Kommunikation und Körpersprache etc. verloren gehen, ist es besonders wichtig, dass die Führungskraft aktiv Feedbackschleifen einführt, bei denen offen über Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten bei der Teamarbeit gesprochen werden kann. Kritisches Feedback an Einzelne, sollte eher im Vier-Augen-Kontext besprochen werden.

Die richtigen Teamitglieder

Die Praxis hat gezeigt, dass es schwierig ist, mit Teams über zehn Mitgliedern virtuell effektiv zu arbeiten. Falls Sie ein größeres Team haben, wird es normalerweise sinnvoll sein, Subteams zu bilden und Delegierte dieser Subteams in eine Art Lenkungsteam zu entsenden.

Die Forschung (K. Ferrazi) hat gezeigt, dass produktive Teammitglieder virtueller Teams über gute Kommunikationsfähigkeiten, hohe emotionale Intelligenz, die Fähigkeit unabhängig zu arbeiten und eine hohe Frustrationstoleranz, um mit den unweigerlichen Rückschlägen bei der virtuellen Teamarbeit umzugehen, verfügen. Stellen Sie ihre Teams nach diesen Kriterien zusammen, oder schätzen Sie Ihr bestehendes Team auf Grundlage dieser Kriterien ein und geben Sie dort Training und Coaching, wo es Verbesserungsbedarf gibt.

Die richtige Technologie

Stellen Sie die richtige Technologie zur Verfügung. Diese umfasst jedenfalls die Möglichkeit für stabile Telefon- und Videokonferenzen, die Möglichkeit Unterlagen während dieser Konferenzen sofort zu teilen und allen sichtbar zu machen, zusätzliche schriftliche Chat- und Kommunikationsfunktionen, so wie virtuelle Teamräume, in denen Unterlagen und Arbeitsergebnisse für alle zugänglich abgelegt werden.

Das Wichtigste in Kürze

Für Erfolg mit virtuellen Teams zählen vor allen das richtige Führungsverhalten, der laufende Aufbau und die Aufrechterhaltung von Vertrauen, klare Ziele und Spielregeln, Feedback und Offenheit, die Auswahl und Ausbildung der richtigen Teammitglieder und die richtige Technologie.



In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 1. März 2018 zur Frage: Das Leben danach. Wie Sie sich auf die Zeit nach Ihrer Karriere vorbereiten.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Dr. Michael Hirt, geboren 1965 in Wien, ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu schnellen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, Kanada (McGill) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

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