Opt-out aus neuer Oberstufe: "Manche werden aussteigen"

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Schulen können nun aus der neuen Oberstufe aussteigen. Vor allem an berufsbildenden mittleren Schulen wird das auch erwartet.

Wien. Wäre es nach dem ursprünglichen Zeitplan gegangen, so wäre die neue Oberstufe schon an allen Schulen des Landes Realität. Nach wiederholter Kritik wird der verpflichtende Start nun aber nicht nur weiter aufgeschoben („Die Presse“ berichtete) – sondern jene Schulen, die ihre Schüler bereits jetzt in einsemestrigen Modulen unterrichten, können auch wieder aussteigen. Das sieht ein Gesetzesentwurf vor, den Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) nun in Begutachtung geschickt hat.

Ab 2021 sollen dann wieder an allen Gymnasien und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ab der zehnten Schulstufe einheitliche Regeln gelten. Wie diese dann aussehen, ist noch offen: Das hängt davon ab, was die nun ebenfalls geplante Evaluierung der neuen Oberstufe ergibt. Die Oberstufenreform abzublasen sei jedenfalls nicht die Intention, heißt es aus dem Bildungsministerium. Man wolle die Zeit jetzt nutzen, um zu schauen, wo nachgebessert werden soll.

Prüfungen werden geparkt

Mit der neuen Oberstufe sollte das Sitzenbleiben weitgehend abgeschafft werden. Der Lernstoff wird in Module unterteilt, die je ein Semester umfassen. Jeder einzelne dieser Teile muss positiv absolviert werden. Schüler können also nicht den Fünfer im ersten Semester durch eine bessere Note im zweiten Semester ausbessern. Dafür müssen sie nicht das ganze Schuljahr wiederholen, wenn sie eine negative Note haben. Mit bis zu zwei, in Ausnahmefällen sogar bis zu drei negativen Modulnoten können die Schüler aufsteigen. In zwei Semestern und bis zu drei Antritten müssen sie das verpatzte Modul aber positiv abschließen. Schaffen sie das nicht, können sie entweder doch ein Jahr wiederholen, wobei positive Noten erhalten bleiben. Oder sie nehmen das negative Modul bis kurz vor der Matura mit (siehe Grafik).

Diese mitgeschleppten Fünfer sehen Lehrer als das Hauptproblem an. „Schüler werden verleitet, zu viel aufzuschieben“, kritisiert der oberste AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß. Spätestens kurz vor der Matura käme all das dann geballt auf sie zu. „Das erhöht auch die Drop-outs.“ Wie viele Gymnasien aus der Reform aussteigen werden, kann er nicht prognostizieren. Allerdings seien ohnedies nur wenige Gymnasien dabei – im Herbst starteten nur 26 der 345 AHS-Standorte.

„Für die BMS nicht optimal“

Roland Gangl, der die Lehrer der 365 berufsbildenden Schulen vertritt, von denen rund die Hälfte im neuen System ist, geht davon aus, dass manche berufsbildende höhere Schulen aussteigen werden. Seiner Meinung nach werden aber vor allem die berufsbildenden mittleren Schulen – die ohne Matura, wie die Handelsschulen – die Möglichkeit zum Opt-out nutzen.

„Prinzipiell ist das Modell der neuen Oberstufe für die berufsbildenden mittleren Schulen nicht optimal“, sagt Gangl. Viele Schulen sähen das sehr kritisch. Ein Ziel sei ja etwa, die Studierfähigkeit zu steigern. Das gehe an der Schülerklientel der BMS völlig vorbei. (beba/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2018)

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