Die Gründe für die bittere Enttäuschung im Slalom.
Was sie jetzt sage, werde wohl arrogant klingen, kündigte Mikaela Shiffrin an und erklärte: „Ich weiß, dass ich die beste Slalomläuferin der Welt bin.“ Widerspruch gab es keinen, seit mittlerweile fünf Jahren ist dieser Status unbestritten, die Resultate (30 Slalomsiege im Weltcup) zeigen es, und die Konkurrentinnen wissen es. „Manchmal glaube ich, dass die Einzige, die mich im Slalom schlagen kann, ich selbst bin. Und heute habe ich mich geschlagen.“
Nach dem vierten Platz der US-Amerikanerin im Olympiaslalom wurde erst das in der Olympia-Region kursierende Noro-Virus oder eine Lebensmittelvergiftung – Shiffrin hatte sich vor dem ersten Durchgang übergeben – als mögliche Erklärung bemüht. Doch es war schlichtweg Ängstlichkeit. Sie sei einfach viel zu gehemmt gefahren, um ihr Slalomgold aus Sotschi verteidigen zu können, erklärte die 22-Jährige.
Die Gründe: Nach ihrem Riesentorlaufgold am Vortag, der Medaillenverleihung und den zahllosen Interviews sei sie eineinhalb Stunden zu spät ins Bett gekommen. Entscheidender aber sei gewesen, dass sie ihre Emotionen nicht im Griff hatte. „Ich hatte gestern ein gewaltiges Hoch und war heute niedergeschlagen. Bei zwei Rennen hintereinander ist es wichtig, mental stabil zu bleiben.“
Shiffrin, die in Pyeongchang ursprünglich alle Bewerbe bestreiten wollte, hat bereits auf den Super-G verzichtet, nun wackelt auch die Abfahrt. „Jede Niederlage, die ich hatte – ich erinnere mich daran so gründlich. Als würde ein Teil meines Herzens abbrechen, und ich kann es nie wieder zurückbekommen. Heute geht es mir nicht anders.“ (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2018)