Listerien aus ostösterreichischem Fleischbetrieb verursachten über Jahre Erkrankungen

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SymbolbildClemens Fabry / Die Presse
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Per genetischen Analysen wurde geklärt, dass sieben Listeriose-Erkrankungen in mehreren Bundesländern über mehrere Jahre den selben Verursacher hatten: Einen Fleischbetrieb in Ostösterreich. Es gibt ein Todesopfer.

Insgesamt sieben Listeriose-Erkrankungen in mehreren Bundesländern mit einem Todesfall haben offenbar zusammengehört. Die Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Ages) hat einen Fleischbetrieb in Ostösterreich als Verursacher identifiziert. Gegenmaßnahmen wurden getroffen.

Das Gesundheitsministerium hatte die Ages im Jänner dieses Jahres mit der Abklärung des bundesländerübergreifenden Ausbruchs in den Jahren 2015 bis 2017 beauftragt, teilte die Agentur mit. In Österreich waren in den Jahren 2015 bis 2017 sieben Personen in drei Bundesländern (Niederösterreich, Oberösterreich und Wien) am selben Listerien-Stamm erkrankt: Die molekulare Feintypisierung der Patientenisolate zeigte ein identes Muster. Eine Person verstarb im Jahr 2015 an einer durch diesen Listeria monocytogenes Clonal Type 1234-Keim verursachten Sepsis (Blutvergiftung).

In der Ages wurde der genetische Fingerabdruck der Patienten-Isolate mit denen von Lebensmittelisolaten, die in den vergangenen Jahren auf Listerien untersucht wurden, verglichen. Dabei zeigte sich, dass aktuelle Lebensmittelproben eines Herstellers auch diesen speziellen Listerien-Typ enthielten. Der Produzent von Fleischwaren, zum Beispiel Schinken, stammt aus Ostösterreich. Die epidemiologischen und molekularbiologischen Untersuchungen der Experten der Abteilung Infektionsepidemiologie der Ages zeigten, dass dort die Quelle für die Erkrankungen lag.

Sämtliche Vertriebswege werden überprüft; die Produkte des Herstellers, der überwiegend Großhandel und Gastronomie beliefert, wurden zurückgerufen. Produkte, die vom Endverbraucher nicht mehr durcherhitzt werden müssen, dürfen den Betrieb nur verlassen, wenn sie nachweislich frei von Listerien sind. Unter Aufsicht der Behörden wurden Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt, teilte die Agentur mit.

Erreger der Listeriose

Listerien sind sogenannte grampositive, bei 25 Grad Celsius bewegliche, nicht Sporen bildende Stäbchenbakterien. Sie sind die Erreger der Listeriose, einer seltenen, hauptsächlich durch Lebensmittel übertragbare Erkrankung. Listerien kommen in der Umwelt weitverbreitet vor, sowohl in Abwässern, der Erde und auf Pflanzen. Auch Lebensmittel tierischer Herkunft wie Rohmilch, Schmierkäse, Räucherfisch oder rohes Fleisch können während der Gewinnung (z. B. beim Melken oder Schlachten) oder der Herstellung verunreinigt werden. Listerien sind in lebensmittelverarbeitenden Betrieben zu finden und als sogenannte Hauskeime gefürchtet. Aufgrund ihrer für Bakterien ungewöhnlichen Fähigkeit zu Wachstum auch bei niedrigen Temperaturen können sich Listerien sogar im Kühlschrank vermehren. Gefürchtet sind Infektionen und Erkrankungen bei Schwangeren und immungeschwächten Personen.

Das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) hat in der jüngeren Vergangenheit auch über einen länderübergreifenden Ausbruch von Listerien-Infektionen berichtet. Seit 2015 wurden mindesten 26 Fälle registriert. Sie wurden aus Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden und Großbritannien gemeldet. Dabei ist der Verursacher ein Listerien-Stamm vom MLST6-Typ. Vier der Erkrankten, darunter ein 86-jähriger Salzburger, sind verstorben. In Österreich gab es bisher insgesamt zwei Erkrankungen. Der zweite Patient war ein 91-jähriger Oberösterreicher. Die Ursache ist bisher noch unbekannt. Die komplexen Zusammenhänge lassen sich nur über molekularbiologische Untersuchungen klären.

(APA)

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